Wir wohnen in der Region Uster für uns wird Schnee Jahr für Jahr mehr und mehr zum Fremdwort. Die letzte Winterwanderung bei uns in der Umgebung ist lang her, möchten wir den Schnee unter den Winterschuhen knirschen und knacken hören, müssen wir in die Bergregionen jenseits der 1000 Höhenmeter ausweichen. So geschehen an einem Wochenende im Januar, wir waren auf der Suche nach einer schönen und abwechslungsreichen Winterwanderung, deshalb machten wir uns auf den Weg nach Braunwald hoch über dem Linthal am Ende des Kanton Glarus. Bereits im letzten Herbst waren wir auf dem Panoramawanderweg von Gumen über den Seblengrat bis nach Braunwald unterwegs. Jetzt im Winter geht es in die entgegengesetzte Richtung vom Seblengrat über Gumen, dem Ortstockhaus nach Grotzenbühl und weiter nach Schwettiberg und Braunwald. Bei dieser Tour wird man Meter für Meter begleitet von einem herrlichen Bergpanorama in dessen Zentrum der bekannte Tödi (3614 Meter) und das Wahrzeichen von Braunwald der Ortstock (2716 Meter) steht.
Wann, Wo, Wie – kurz und knapp
- Wann: Januar 2022
- Wo: Braunwald oberhalb von Linthal Kanton Glarus
- Budget: 35 CHF für Winterwanderticket
- Highlights: Wunderschöne Bergwelt, verschneite Dörfer, grosses Wandernetz
- Schwierigkeit: mittel
- Route: Bergstation Seblengrat – Gumen – Ortstockhaus – Grotzenbüel – Schwettiberg – Braunwald
- Kilometer: 8,2 km
- Höhendifferenz Auf/Ab: 150/784 Meter
- Zeit Tour: 3 Stunden
Streckeninfo / Karte / Höhenprofil
Anreise nach Braunwald
Bevor man nach Braunwald reiste, sollte man sich unbedingt den Winterbericht anschauen hier bekommt man alle Informationen über die örtlichen Gegebenheiten, denn je nach Schneefall können Teile des Panoramawinterwegs aufgrund Lawinengefahr gesperrt sein, dann muss man dementsprechend die Route anpassen.
Die Anreise nach Braunwald ist denkbar einfach. Mit dem Auto kommend von Zürich oder dem Raum Sargans/Chur nimmt man die Autobahnausfahrt Niederurnen und fährt durchs Glarnerland bis nach Linthal. Um die Talstation herum gibt es genügend Parkplätze (5,- CHF/pro Tag).
Als Alternative zum Auto kann man mit dem S-Bahn S6 (Rapperswil) oder S25 (Zürich HB) nach Braunwald fahren. Vom Bahnhof Braunwald sind es nur wenige Meter bis zur Braunwaldbahn.
Tickets und Fahrplan
Wir empfehlen das Wanderticket für 35 CHF (18 CHF für Kinder) zu kaufen hier ist die Fahrt Linthal – Braunwald und Retour sowie die Nutzung aller Sessel- und Gondelbahnen in Braunwald enthalten. So kann man spontan und je nach Lust und Laune seine Route flexibel planen und anpassen. Eine Ermässigung mit Halbtax gibt es beim Wanderticket nicht. Alle weiteren Winter-Tarife gibt es auf der Braunwaldbahn Website.
Die Fahrplanmässig Abfahrtszeit Braunwaldbahn von Linthal nach Braunwald ist jeweils xx:25 und xx:55 bei grossem Andrang fährt sie nach Bedarf. Die Liftanlagen starten ihren Betrieb zwischen 8:30 und 8:45 Uhr.
Fahrt nach Braunwald und den Seblengrat
Am letzten Wochenende waren wir zum Winterwandern auf der Wolzenalp im Toggenburg unterwegs durch das fantastische Wetter war natürlich sehr viel los und so sollte es auch dieses Mal sein, wir waren sehr zeitig vor Ort kaufte unsere Tickets und warteten auf die Abfahrt der Braunwaldbahn. Pünktlich auf die Minute ging es voll besetzt in 7 Minuten in den Kurort Braunwald oberhalb von Linthal. Von der Sonne war weit und breit noch nichts zu sehen, während die Skigruppen sich zur Gondelbahn begaben warten wir und gönnten uns einen Kaffee vom Kiosk, gratis dazu gab es den morgendlichen Ausblick auf das Linthal und den Tödi.
Von der Bergstation Braunwald geht es über einen Verbindungsweg zur ersten Gondelbahn Niederschlacht – Hüttenberg und danach zur Anschlussbahn Hüttenberg – Grotzenbüel. Die Station Grotzenbüel ist das Zentrum des Ski- und Wandergebiets Braunwald. Hier beginnt beziehungsweise endet der berühmte Panoramawanderweg Braunwald egal ob im Sommer, Herbst oder Winter. Bevor man die Winterwanderung unternimmt, ist es notwendig, sich über die Aktuelle Lawinenlage zu informieren. Leider wird nur an der Station Grotzenbüel darauf hingewiesen, ob man für den Wanderweg Schneeschuhe nutzen sollte oder nicht. Schneeschuhe sollte man nur mitnehmen, wenn es zuvor Neuschnee gegeben hat, ansonsten ist der Grossteil des Weges präpariert oder durch andere Wanderer gespurt.
Der Sommer- wie auch Winterpanoramaweg ist in drei Abschnitte gegliedert:
- Grotzenbüel – Seblengrat
- Seblengrat – Gumen
- Gumen – Grotzenbüel
Mit der Nutzung einer der beiden Liftanlagen Seblengrat oder Gumen kann man die Wanderung je nach Lust, Laune oder Kondition flexibel gestalten. Bei unserer ersten Wanderung in Braunwald im Herbst ein halbes Jahr zuvor haben wir die Route Gumen – Seblengrat – Grotzenbüel – Braunwald gemacht. Überdies kann man die Route nicht nur abkürzen, sondern man kann sie auch erweitern in dem man von Grotzenbüel aus weiter nach Braunwald wandern oder einen Abstecher nach Schwettiberg oder Nussbüel macht.
Unsere heutige Winterwanderung hat ihren Ausgangspunkt auf dem Seblengrat und führt über die Station Gumen, Ortstockhaus, Grotzenbüel und Schwettiberg zurück nach Braunwald.
Als wir die Station Grotzenbüel erreichten ging gerade die Sonne über den Glarneralpen auf, besonders eindrucksvoll ist die Szenerie am Hausberg von Braunwald dem Ortstock (2716 Meter), der durch seine markante Form sofort ins Auge fällt. Hier am Grotzenbüel müssen wir den Sessellift hinauf zum Seblengrat besteigen, wo unsere eigentliche Winterwanderung ihren Ausgangspunkt hat. Wer möchte, kann die 340 Höhenmeter über den Chnügrat und Selblengrat hinauflaufen.
Aussichtsreiche Winterwanderung
Die Trasse des Sessellift auf den Seblengrat liegt kurz vor 9 Uhr am Morgen noch im Schatten, die Kälte lässt einen beinahe stocksteif gefrieren umso glücklicher sind wir als uns die ersten Sonnenstrahlen erreichen. Um 9 Uhr liegt der Seblengrat bereits im vollen Sonnenschein. Bevor wir unsere eigentliche Wanderung starten, laufen wir einfach ein wenig herum und geniessen den beeindruckenden Ausblick auf die Glarnerberge. Hinter uns erhebt sich majestätisch der Eggstock, wo im Sommer der bekannte Klettersteig von Braunwald liegt.
Einige Meter unterhalb der Station Seblengrat startet der Winterwanderung Seblengrat – Gumen. Einige Tag zuvor hatte es Neuschnee gegeben doch das vorankommen ist zwar hier und da anstrengend, stellt ansonsten aber keinerlei Problem dar. In wenigen Minuten erreichen wir die Eisgalerie, durch einen kleinen Eingang treten wir in die Dunkelheit hinein. Wir halten kurz an, um uns an die Dunkelheit zu gewöhnen, danach erblicken wir eine Welt aus Eis und unzähligen Eiszapfen die von der Decke hinab wachsen.
Wir bahnen uns einen Weg durch die Galerie und erreichen wieder das wärmende Sonnenlicht. Am steilen Hang entlang geht es nach Westen, hier ist der Pfad zwar schmal bietet aber Ausweichmöglichkeiten, an einer Sitzbank legen wir eine kurze Rast ein, zu verlockend ist die herrliche Aussicht. Nebenbei lassen wir unsere Drohne DJI Air 2S fliegen und können dabei einige wunderschöne Panoramaaufnahmen machen.
Berggasthaus Gumen
Die Bergstation Gumen kommt in Sichtweite in wenigen Minuten haben wir unser erstes Etappenziel erreicht. Noch ist es recht ruhig im Berggasthof und auf der Skipiste, bevor wir weiter zum Ortstockhaus laufen, gehen wir zum Aussichtspunkt Gumen der nur wenige Meter entfernt liegt. Dieser ist uns besten bekannt von unserem letzten Besuch im Herbst. Von der kleinen Anhöhe aus hat man ein 360 Grad Panorama auf unzählige Berggipfel des Glarnerlands. Die Airline Edelweiss hat jeden ihrer Fliegen einen Name einer Schweizer Region verliehen so wurde ein Airbus A320 auf den Namen „Braunwald“ getauft, weshalb nun ein Sitzbank den Aussichtspunkt ziert, weitere davon gibt es auf dem Säntis, Pizol oder Pilatus.
Wir lassen uns auf dem Edelweiss Bänkli nieder und lassen unseren Blick über die vielen Gipfel gleiten. Besonders auffällig ist der Guldenturm (2519 Meter) bei Matt im Sernftal, der Gross Kärpf (2794 Meter) wo die bekannte Leglerhütte liegt, der Hausstock (3158 Meter) und Ruchi (3107 Meter) in dessen Nähe sich der Muttsee befindet. In dieser Aufzählung darf natürlich nicht der prächtige Tödi fehlen, durch seine vergletscherte Kuppe ist er bereits aus grossen Entfernung gut sichtbar. Dem Tödi etwas weiter rechts vorgelagert liegt der Gemsfairenstock, den wir im Sommer 2020 bei einer Wanderung vom Fisetenpass aus erklommen haben.
Wir machen uns auf den Weg zur zweiten Etappe unserer Winterwanderung zum Ortstockhaus. Vom Gasthaus Gumen geht der Winterwanderweg steil hinab, die Orientierung ist nicht immer einfach, da die pinken Markierungsstangen nur spärlich gesät sind und zwischen all den roten Skimarkierungen nur wenig auffallen. Der gesamte Weg hinab macht nicht wirklich viel Spass, teils ist es sehr rutschig. Unser Tipp man sollte die Route von Grotzenbüel über Ortstockhaus zum Gumen laufen, es geht dann zwar bergauf, aber somit muss man nicht diesen leidlichen Weg hinunterlaufen.
Nach diesem nicht wirklich tollen Abschnitt flacht der Weg unterhalb des Lifts ab, an einer Häusergruppe verlassen wir den Bereich der Skipiste und sind nun allein unterwegs. Atemberaubend schön ist die Winterlandschaft um uns herum, genau so stellen wir uns eine Winterwanderung vor, wir geniessen es einfach hier unterwegs zu sein.
Wir passieren die Alp Ober Stafel, wo wir zwei Skitourengänger treffen die unterwegs sind, in die verschneite Bergwelt. Wir fühlen uns Pudel wohl, abseits des Trubels der Skipisten, ganz langsam bewegen wir uns vorwärts, immer wieder bleiben wir stehen und schauen uns einfach nur um, Ruhe umgibt uns, weit und breit ist niemand zu sehen.
Aussichtspunkt Ortstockhaus
Rund 35 Minuten sind wir unterwegs vom Gasthaus Gumen bis zur Abzweigung zum Ortstockhaus, es lohnt sich den Umweg in Kauf zu nehmen, denn der Ausblick vom Ortstockhaus zählt mit zu den schönsten in Braunwald und im Glarnerland. Oben angekommen kann man sich im Restaurant stärken oder einfach nur die Aussicht geniessen.
Auch wenn es schwerfällt, kehren wir zum Hauptweg zurück, über zahlreiche Kurven laufen wir durch ein grösseres Waldgebiet, Teil davon sind Wildschutzgebiet und daher für alle Arte des Wintersports geschlossen, wie so oft halten sich leider nicht alle daran, wie man an den Spuren im Schnee erkennbar kann. Nach diesem herrlichen Abschnitt erreichen wir wieder die Skipiste die vom Gumen zur Station Grotzenbüel führt. Ab hier teilen sich Skifahrer und Wanderer den Weg bzw. die Piste.
Um ehrlich zu sein, sind solche Wege nicht wirklich berauschend immer muss man aufpassen, dass man nicht von hinten über den Haufen gefahren wird. Zwar nehmen die meisten Skifahrer viel Rücksicht doch es gibt leider auch immer halbstarke die meinen je näher sie an einem vorbeifahren, desto witziger ist es. 15 Minuten laufen wir der Piste entlang und erreichen wieder die Mittelstation Grotzenbüel. Hier endet der eigentliche Winterpanoramaweg doch gerade bei schönen Wetter sollte man es sich nicht nehmen lassen auch den restlichen Weg zurück nach Braunwald zulaufen.
Entweder wandert man über Hüttenberg und Niederschlacht nach Braunwald oder man nimmt wie wir den Winterwanderweg über Mattwald und Schwettiberg nach Braunwald zurück. Der Weg ist viel begangen trotzdem hat man nie das Gefühl, dass es voll ist. Entlang des Pfads liegen die verschneiten Gebäude der Alp Unter Stafel und verleihen der Landschaft diesen typischen Winter Charme.
360° Panorama
Für eine Rast ziehen wir uns in die Schneelandschaft zurück, wo wir ein langes Picknick machen und unsere Drohne steigen lassen, dabei entstanden einige wunderschöne Luftaufnahmen von Braunwald und Umgebung.
Markante Gipfel
Bei einer Wanderung in und um Braunwald egal zu welcher Jahreszeit erblickt man immer wieder markante Berggipfel. Drei besonders schöne sind:
- Tödi (3614 Meter) – Der höchste Gipfel der Glarner Alpen gliedert sich in drei Gipfeln Piz Russein, Glarner Tödi und Sandgipfel.
- Vorderer Eggstock (2448 Meter) – Die Eggstöcke sind die Ausläufer des Ostgrates des Bös Fulen und fallen schroff nach Norden hin ab. Hier befindet sich bekannte Klettersteige.
- Höch Turm (2666 Meter) – Der Höch Turm liegt im Kanton Schwyz und von Braunwald aus wirkt der Berg, wie eine Felsnadel die in den Himmel ragt.
Schwettiberg
Nach dieser Willkommenden Mittagspause begeben wir uns auf den letzten Abschnitt unserer Winterwanderung zurück nach Braunwald, nach kurzer Zeit erreichen wir das beschauliche Dörfchen Schwettiberg. Hier liegt übrigens der höchstgelegene Lebensmittelladen des Glarnerlands.
Der Hauptstrasse folgend laufen wir stets bergab nach Braunwald hinein, wieder kommen wir am bekannten Märchenhotel vorbei, das besonders für Familien vieles zu bieten hat. In einer 90 Grad Kurve steht das sehenswerte Haus der ehemaligen Metzgerei von Braunwald woran heute noch die zwei grossen Schaufenster erinnern und der Name des Platzes „Metzgereirank“. Eine Stück weiter liegt das BSINTI eine Lesecafé & Kulturbar, wo man einkehren, alternativ gibt es auch einen Dorfladen, wo man sich mit Verpflegung eindecken kann.
Wir erreichen nach rund 4 Stunden wieder die Bergstation der Braunwaldbahn. Glücklich setzen wir uns auf eine Bank und lassen die letzten Stunden Revue passieren. Für alle, die Material wie Ski, Snowboards oder Schneeschuhe mieten möchten, können im Oberen Stock der Bergstation im Laden 3614 Tödisport lassen benötigte mieten. Ein Geldautomat, die Gäste-Info sowie das Alpinmuseum befindet sich schräg gegenüber neben dem Laden von Kessler Sport. Mit vielen tollen und schönen Eindrücken von unserer Wanderung fahren wir mit der nächsten Bahn nach Linthal zurück. Damit Ende unsere Winterwanderung in Braunwald.
Wer noch Lust und Laune hat, kann von der Bergstation aus auch noch weiter laufen, und zwar zum Restaurant Nussbüel, das man in rund 1 Stunde erreichen kann. Alles Weitere zu dieser kurzen aber Aussichtsreichen Winterwanderung findet ihr im passenden Beitrag von uns, einfach folgenden Link anklicken: Winterwanderung Braunwald – Nussbüel
HALT nicht so schnell!!!
Noch mehr Ausflugsideen und Wanderungen im Kanton Glarus…
Mehr Informationen auf Websites & Blogs:
Braunwald – Website von Braunwald mit allerlei Information zu Braunwald und Umgebung
Tödisport – Seite des Sportladen Tödisport der sich in der Bergstation von Braunwald befindet
BSINTI – Café und Bar in Braunwald
Glarussell – Laden in Glarus sowie Webshop mit vielen Glarnerspezialitäten
Fazit:
Die Winterwanderung in Braunwald ist eine wirkliche Panoramatour durchweg wird man von einem herrlichen Ausblick auf die höchsten Glarnergipfel begleitet. Die Wanderung ist sehr flexibel in der Gestaltung und kann je nach Lust und Laune angepasst werden durch die zahlreichen Liftanlagen. Einziger Kritikpunkt ist die teilweise gleichzeitige Routenführung auf der Skipiste sowie das steile Teilstück von Gumen zum Ortstockhaus, das man besser hinauf läuft als hinab. Was den Rest der Wanderung betrifft, ist es wirklich eine riesige Freude durch die verschneite Winterlandschaft zu laufen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass Braunwald nicht zu den grossen bekannten Skigebieten zählt und daher nie so überlaufen ist wie zum Bleispiel Flumserberg oder Flims & Laax. Von unserer Seite gibt es einen klaren Daumen hoch für die Winterwanderung in Braunwald.
Weitere schöne und beeindruckende Ausflüge findet ihr unter der Rubrik Wanderung so zum Beispiel unsere Wanderung zum Gletschersee am Klausenpass oder wie wäre ein Ausflug zum Rhonegletscher am Furkapass.
Kennt auch ihr Braunwald oder wisst andere schöne Orte oder Städte, dann schreibt uns doch einen Kommentar dazu.
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