Wanderung Grimselpass Rhonegletscher

Wanderung vom Grimselpass zum Rhonegletscher

Der Grimsel- und Furkapass zählen zu den beliebtesten Pässen in der Schweiz, sind beide Strassen nach dem Winter geöffnet, herrscht ein nicht abbrechender Strom an Reisenden ob nun per Auto, Velo oder dem Motorrad. Mittendrin liegt der mächtige Rhonegletscher der sich vom Dammastock aus in Richtung Tal schiebt. Vom Grimselpass (2164 Meter) führt ein wunderschöner Wanderweg in Richtung Nordosten über den Nägelisgrätli vorbei am Grätlisee zum Rhonegletscher und weiter zum Furkapass.

Möchtest du den Rhonegletscher ohne Wanderung besuchen, dann findest du alles Wissenswerte dazu im Beitrag: Ausflug zum Rhonegletscher

Wann, Wo, Wie – kurz und knapp

  • Wann: Sommer-Herbst
  • Tour gemacht: September 2023
  • Wo: Grimselpass – Furkapass
  • Kilometer: 9 km
  • Höhendifferenz Auf/Ab: ⇑ 706 ⇓ 597
  • Dauer: 8–9 Stunden
  • Schwierigkeit: T3-T4
  • Verpflegung: aus dem Rucksack oder Hotel Grimsel Passhöhe
  • Ausrüstung: Klettergurt, Steigeisen, Stöcke, Wanderschuhe
  • Budget: 190 CHP p.P. inklusive Ausrüstung
  • Highlights: Ausblick auf den Rhonegletscher
  • Route: Grimselpass – Nägelisgrätli – Rhonegletscher – Furkapass

Vorbereitung

Anforderungen

Für die geführte Wanderung sollte man etwas Kondition für rund 700 Höhenmeter mitbringen. Das Tempo ist gemächlich und richtet sich nach der Gruppe. Schwierige Passagen wie der Abstieg zum Gletscher werden mit Sicherungsseil gemacht.

Ausrüstung und Verpflegung

Für die Wanderung sind gute Wanderschuhe absolute Pflicht, Stöcke, Handschuhe und ausreichend Wasser sowie ein Mittagessen sollte ebenfalls nicht im Gepäck fehlen. Steigeisen, Klettergurt, Karabiner und Pickel werden bei Bedarf gestellt.

Unterkünfte

Wer eine weite Anreise nach Meiringen hat, sollte mit dem Gedanken spielen bereits am Tag zuvor anzureisen, in Meiringen gibt es zahlreiche Hotels in verschiedenen Preisklassen.

Anreise Meiringen

Treffpunkt für die Wanderung vom Grimselpass zum Rhonegletscher ist der Bahnhof von Meiringen. Hier trifft man sich mit dem Bergführer. Je nach Plan geht es mit dem Minibus hinauf zur Grimselpasshöhe.

Öffentlichen Verkehr

Ab Interlaken und Luzern erreicht man Meiringen mit der Zentralbahn. Ab Brünig fährt das Postauto bis zum Bahnhof Meiringen.

Auto & E-Auto

Aus der Region Basel und Zürich auf der Autobahn in Richtung Luzern, danach auf die A8 in Richtung Interlaken. Ab Sarnen führt die Kantonsstrasse über den Brünigpass nach Meiringen. Aus der Gegend Bern und Interlaken auf der A6 in Richtung Spiez, weiter auf der A8 Richtung Interlaken. Ab Interlaken auf der Kantonsstrasse direkt ins Haslital/Meiringen. Parkplätze (kostenpflichtig) gibt es direkt am Bahnhof.

Wanderung vom Grimselpass zum Rhonegletscher

Pünktlich treffen wir um 8 Uhr am Bahnhof Meiringen auf unseren erfahrenen Bergführer Roland Frutiger von der Bergsteigerschule Rosenlaui sowie auf Carmen und Markus die ebenfalls mit auf die Tour kommen. Die Zusammensetzung der Gruppe ist ein recht wichtiger Punkt, denn wenn die Leute harmonieren und sich verstehen, macht die ganze Wanderung umso mehr Spass. Am Ende des Tages können wir sagen, dass wir uns als Gruppe perfekt ergänzt haben und viel Spass zusammen hatten. Mit dem Minibus geht es über Innertkirchen und Guttannen zur Grimselpasshöhe. Im Grimselpass Hotel trinken wir eine Kaffee und besprechen die Tour.

Hinter der St. Christopher Kapell beginnt der Anstieg in Richtung Nägelisgrätli. Hier wenige Meter weiter liegt die Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Nordsee und gleichzeitig die Kantonsgrenze zwischen Bern und Wallis.

Von Anfang an geht es steil aufwärts, der Weg wurde mit akribisch angelegt und schlängelt sich in unzähligen kleinen Kehren den Hang empor. So gewinnen wir flott an Höhe. Immer wieder bleiben wir kurz stehen und werfen einen Blick zurück in Richtung Grimselpasshöhe. Neben der Kapelle und dem Hotel Grimsel Passhöhe liegt der Totsee. Er verdankt seinem Namen einem grausigen Aspekt der Geschichte. 1211 versuchte Berchtold V. von Zähringen sein Einflussgebiet auf das Wallis zu erweitern, mit 13.000 Mann zog er über den Grimselpass. Ein Walliser Heer entschied die Schlacht bei Ulrichen für sich, nachdem Rückzug der Zähringer Männer auf die Passhöhe, trieben die Walliser Berchtolds Truppen in den kleinen See, der sich darauf rot verfärbte, daher rührt der Name Totensee.

Die Erbauer des Wanderweges gaben sich grosse Mühe auch die kleinste Anhöhe mit Stufen zu versehen. Dazwischen bieten sich kleine Plateaus als Aussichtspunkte an. Auf der gegenüberliegenden Seite des Passes erhebt sich das Sidelhorn, mit seiner fast dreieckigen Form fällt es sofort ins Auge. Gut zwei Jahre zuvor hatten wir die herrliche Wanderung vom Grimselpass über das Sidelhorn zum Oberaarstausee gemacht. Auf dieser langen und auch anstrengenden Tour wird man von einem Panoramablick begleitet der jede Anstrengung vergessen lässt.

Roland, unser engagiert Bergführer nimmt sich viel Zeit für uns, mit seinen Geschichten zur Region und den spitzfindigen Kommentaren weiss er uns zu begeistern. Seine Wertschätzung und Liebe zur Natur und seinem Beruf spürt man in jedem Wort. Meter für Meter steigen wir in Richtung Nägelisgrätli auf. Am Horizont erscheint die Mischabelgruppe mit dem höchsten Berg der gesamthaft auf Schweizer Boden liegt dem Dom (4546 Meter). Unterhalb der Mischabelgruppe liegt das idyllische Bergdorf Saas-Fee, das ebenfalls mit einer beeindruckenden Landschaft rund um den Feegletscher aufwarten kann.

Bei circa 2481 Metern über dem Meer haben wir den Kamm mit dem merkwürdigen Namen Nägelisgrätli erreicht. Die Landschaft aus dem markanten Aaregranit schimmert in verschiedenen Grüntönen, diese Farbe stammt von den Flechten, die sich im Laufe der Jahrhunderten auf den Felsen angesiedelt haben. Je Höher wir kommen je schöner und beeindruckender wird der Ausblick in Richtung Jungfrauregion.

Vom grün leuchtenden Grimselsee führt der Blick zum Finsteraarhorn, das mit seiner matten/dunklen Färbung seinem Namen alle Ehre macht. Umrahmt wird der Gipfel vom Oberaarhorn und dem Agassizhorn, das, nachdem berühmten Glaziologen benannt ist.

Der Weg flacht nun merklich ab, hier oben auf gut 2500 Metern weiden, im Sommer Walliser Schwarznasenschaf und lassen sich immer wieder zwischen den Granitblöcken blicken. Bekannt sind sich hauptsächlich aus Zermatt, wo sie zwischen Gornergrat und Riffelberg umherziehen. Auf dem Themenweg Meet the Sheep kann man die Schwarznasenschaf per App orten und besuchen.

Durch einen Kälteeinbruch gab es die Woche zuvor bereits Schnee auf 2000 Metern Höhe, dadurch sind vereinzelte Abschnitte immer noch von Schnee bedeckt. Dies sollte man bei der Planung stets berücksichtigen. Oberhalb des Remersee befindet sich ein Bau des Schweizer Militär darin befand sich der Artilleriebeobachter Nägelisgrätli A 8914 für die Feuerleitung des Artilleriewerk Grimsel, eine der grössten Festungen der Schweizer Armee.

Spiegelung im Grätlisee

Zwei Geländestufen trennen uns nun noch vom höchsten Punkt des Nägelisgrätli. Nach gut 2 1⁄2 Stunden erreichen wir den wunderschönen Grätlisee. Dieser liegt in einer kleinen Senke auf 2654 Metern, mit Glück lassen sich hier wunderschöne Spiegelungen des Galenstock (3586 Meter) fotografieren. Einige Meter entfernt auf einem Granitplateau machen wir eine ausgedehnte Mittagspause mit Blick auf den Furkapass. Von hier können wir indessen zum ersten Male einen kleinen Teil des Rhonegletscher erblicken, der weit unter uns liegt.

Spiegelung Grätlisee

Vom Grätlisee aus geht es ohne nennenswerte Höhendifferenzen in Richtung des Aussichtspunktes Roti Blatte. Der markierte Pfad führt über Blockfelder und Geröll nach Nordosten. Je weiter wir vorstossen, desto mehr tauchen die Firn- und Eisfelder des Rhonegletschers auf.

Am Aussichtspunkt Roti Blatte machen wir eine letzte kurze Pause von hier gleitet der Blick über den Rhonegletscher angefangen vom Eggstock und Dammastock wo der Gletscher seinen Ausgangspunkt hat. Von hier fliesst er entlang des Tällistock (3185 Meter) hinab zum Gletschersee.

Aussichtspunkt Rhonegletscher

Zahlen zum Rhonegletscher

Die Längenangaben für ein bestimmtes Jahr, die man zum Rhonegletscher findet, schwanken zum Teil extrem und weichen um rund 2 km ab. Diese Differenz kommt daher, dass bei einigen Angaben der Eggfirn nicht eingerechnet wird in die Länge des Rhonegletschers.  Wir beziehen uns auf die Daten von GLAMOS dem Schweizerischen Gletschermessnetz und Swisstopo.

  • Länge: 8,4 km
  • Breite: bis zu 1,5 km
  • Fläche: circa 14 km²
  • Eis-Volumen: 1440 m³
  • Neigung: 16 % (9°)
  • Exposition: Süden
  • Fliessgeschwindigkeit: rund 100 Meter pro Jahr
  • Mächtigkeit: ca. 350 Meter
  • Mittlere Eismächtigkeit: 90 Meter
  • Zungenende: auf ca. 2250 Meter

Über die alte Seitenmoräne aus der letzten Kaltzeit wandern wir nun nach Süden, der Weg ist schmal und steil hier ist Konzentration und Aufmerksamkeit gefragt. Schritt für Schritt kommen wir dem Gletschereis näher. Je weiter wir nach hinabsteigen je mehr dominieren die blank geschliffenen Granitfelsen die Umgebung.

Auf dem Rhonegletscher

Die letzten Höhenmeter müssen wir gesichert am Seil überwinden über die Granitplatten bahnen wir uns einen Weg in Richtung Gletscher immer wieder müssen die Hände zu Hilfe genommen werden und die letzten Höhenmeter rutschen wir auf das Eis hinab. Dort legt jeder seine Steigeisen an. Als Seilschaft starten wir unser Gletschertrekking auf dem Rhonegletscher.

Was uns auffällt, ist, dass der Rhonegletscher im unteren Teil relativ Spalten arm ist, wenn man ihn mit anderen Gletschern vergleicht, auf denen wir unterwegs waren. Roland führt gekonnt über das Eis und zeigt uns immer wieder Besonderheiten. Quer über den blanken Gletscher laufen wir im Zickzack nach Süden.

Rund eine Stunden laufen wir mit Steigeisen über den Gletscher unsere letzte Station ist die Einbruchstelle im Eis, die sich im Jahr zuvor gebildet hatte. Mittlerweile hat sich ein riesiges Loch inmitten des Rhonegletschers aufgetan, das einmalig ist für einen Gletscher in den Alpen.

Eishöhle im Rhonegletscher

Ein Höhepunkt beim Besuch des Rhonegletscher war stets die Eisgrotte die teils hundert Meter in den Gletscher hineinreichte und Jahr für Jahr neu angelegt werden musste. 2023 zeigt sich die Gletschergrotte in einem ganz anderen Bild, die eigentliche Grotte befindet sich in einem Toteis Block, der keine Verbindung mehr hat zum Hautstrom des Rhonegletscher.

Zum ersten Mal waren wir 2017 in der Höhle damals war es ein spannender und äusserst interessanter Besuch, die langen Gänge durch das blau schimmernde Eis hatte seinen ganz eigenen Reiz. Leider ist davon so gut wie nichts mehr übrig. Wer noch nie in einer Gletschergrotte war der sollte einen Blick hineinwerfen alle anderen werden vermutlich enttäuscht sein.

Von der Gletschergrotte geht es über den Gletscherlehrpfad weiter zum Eingangsbereich hier befindet sich ein Aussichtspunkt von dem man über den Gletschersee und die Gletscherzunge blicken kann. Obwohl es bereits Spätnachmittags ist, sind immer noch unzählige Touristen unterwegs. Ein Teil der Besucher ist völlig unvorsichtig und wagt sich sogar auf den Gletscher hinauf und das in Turnschuhen oder Sandalen. Über die Gefahren scheinen sie sich überhaupt nicht bewusst zu sein. Das schlimmste war eine Familie mit Kindern und Hunden die auf dem Gletscher herumspazierten. Leider scheinen manche Menschen überhaupt nichts zu denken.

Nach gut 8 Stunden erreichen wir das Hotel Belvédère am Furkapass hier endet unsere Wanderung vom Grimselpass über den Nägelisgrätli bis zum Rhonegletscher. Erschöpft aber glücklich lassen wir die Tour bei einem Getränk am Kiosk ausklingen. Mit dem Minibus geht es über den Furka- und Grimselpass zurück nach Meiringen, von wo es nach Hause ging.

FAQ zur Wanderung am Rhonegletscher

  • Ist die Wanderung vom Grimselpass über den Rhonegletscher schwierig?
    • Der grösste Teil der Wanderung ist nicht schwierig. Nur das letzte Stück hinab auf den Gletscher muss gesichert am Seil durchgeführt werden.
  • Wo finde ich mehr Informationen über den Rhonegletscher?
    • Am besten schaust du dir unseren Beitrag rund um den Rhonegletscher an.
  • Ist die Wanderung auch mit Kindern möglich?
    • Bis zum Nägelisgrätli ist die Wanderung auch mit Kindern möglich die bereits etwas Bergerfahrung besitzen. Ansonsten sollte man mit dem Bergführer sprechen.

Mehr Informationen auf Websites & Blogs:

Bergsteigerschule Rosenlaui – Touranbieter aus Meiringen

Eisgrotte – Seite der Betreiber der Eisgrotte am Rhonegletscher

Eure Meinung und Erfahrungen

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