Gletscherwanderung auf dem Falljökull Gletscher

Gletscherwanderung auf Island unterwegs auf dem Falljökull Gletscher

Gletscher gehören zu Island wie Schafe, Islandpferde oder Skyr. Bei viele Wanderungen in den Schweizer Bergen sind Gletscher ein ständiger Begleiter auch Gletscherhöhlen haben wir einige besucht. Unsere Interesse an diesen Riesen aus Eis besteht seit langer Zeit und so wollten wir natürlich nicht die Chance verpassen in Island der Eisgiganten näherzukommen. Etwas überrascht waren wir das nur ein winziger Bruchteil, der Island Reisenden diese Chance nutzt, dabei sind die Gletscher so einfach zu erreichen man muss keine 1000 Höhenmeter überwinden, um mit ihnen auf Tuchfühlung zu gehen. 2021 bei unserem ersten Island Trip haben wir zwei Gletschertouren unternommen zum einen auf den Falljökull und auf den Sólheimajökull.

Wann, Wo, Wie – kurz und knapp

  • Wann: Mitte September 2021
  • Wo: Falljökull Gletscherzunge im Skaftafell Nationalpark auf Island
  • Budget: 17.500 ISK pro Person mit Ausrüstung
  • Highlights: Gletscherlandschaft
  • Schwierigkeit: leicht
  • Route: Parkplatz – Gletscher – Parkplatz
  • Kilometer: 4,5 km
  • Höhendifferenz Auf/Ab: 240/240 Meter
  • Zeit Tour: 4-5 Stunden

Streckeninfo / Karte / Höhenprofil

Touranbieter

Wer Gletschertouren auf Island machen möchte, kann unter dutzenden Touranbietern aussuchen, wobei man viele Anbieter nur Vermittler sind, die eigentlichen Touren werden von einigen wenigen Firmen durchgeführt wie zum Beispiel Troll Expeditionen, Glacier Adventures oder Arctic Adventures. Wir haben uns bei der zweiten Gletschertour für Melrakki Adventures entschieden, einer kleinen regionalen Firma, die von zwei Personen betrieben wird. Aber es spricht natürlich nichts dagegen auch einen anderen Anbieter zu wählen, ob die Tour ein Erfolg ist oder nicht, dazu gehört zum einen etwas Glück und auch die Gruppe und der Guide müssen passen.

Preislich gibt es nur wenig Unterschiede, worauf man achten sollte, ist die Dauer, es gibt zum einen Touren die 1-2 Stunden gehen und andere Dauern 4-5 Stunden zu wie die hier vorgestellte Gletscherwanderung. Wir empfehlen, wenn man schon nach Island kommt, sollte man die Chance nutzen, den Gletscher über lange Zeit intensive zu erkunden und nicht nur für 1-2 Stunden.

Treffpunkt

Der Treffpunkt von Melrakki Adventures ist der kleine Flugplatz Skaftafell, an einem Bus wartet Oddur, ein Isländer wie es im Buche steht und stellt sich als unserer heutiger Guide vor, freundlich begrüsst er die Kundschaft, nach einer Vorstellungsrunde bekommt man das Material ausgehändigt, dazu gehört ein Eispickel, Klettergurt und die Steigeisen. Hier ist es wichtig, dass man Schuhe mit harter Sohle hat, oft reichen gute Wanderschuhe bereits aus, ansonsten kann man sich auch welche ausleihen vor Ort. Da wir auf Island viel wandern waren, hatten wir unser Bergschuhe dabei, die für Steigeisen bestens geeignet sind. Bei Melrakki Tour erfüllt der Klettergurt sogar ein wenig seinen Sinn, denn man hat die Chance ganz nah an eine Gletscherspalte zu gehen, dabei wird man vom Guide per Seil und Klettergurt gesichert. Unsere heutige Gruppe besteht aus insgesamt 7 Personen plus Oddur unseren Führer. Die anderen Teilnehmer stammen aus den USA sowie aus Mexiko und habe zuvor noch nie einen Gletscher betreten.

TIPP: 

Wir empfehlen jedem Handschuhe zu tragen, auch wenn es im Sommer nicht gerade angenehm ist. Doch dies hat seinen Grund, gerade die Leute, die noch nie mit Steigeisen unterwegs waren können leicht einmal stolpern und stürzen und Gletschereis kann sein scharf sein, die Wunde, die dabei entsteht, heilt oft nur sehr langsam und hinterlässt gern einmal unschöne Narben. Gletschereis enthält viele Bakterien, deshalb heilen die Wunden so langsam ab.

Airport Skaftafell Island
Treffpunkt Melrakki Tours
Airport Skaftafell Island

Fakten zum Falljökull

Im Südosten von Island liegt der Vatnajökull, der grössten Gletscher Europas ausserhalb des Polargebiets. Das Wort «Jökull» ist isländisch und heisst übersetzt Gletscher. Der Vatnajökull wird zu den Plateaugletscher gezählt und besitzt eine Fläche von rund 7698 km² (Stand 2021) und eine Ausdehnung von 98 km in Nord-Süd-Richtung und 143 km in Ost-West-Richtung. Würde man das Gletschereis gleichmässig über ganz Island legen, wäre der Gletscher immer noch rund 30 Meter dick. Der gesamte Vatnajökull Komplex ist in neun Gletscherkappen aufgeteilt, die wiederum aus mehreren Auslassgletscher bestehen. Ganz im Süden liegt der Öraefajökull, unter dem sich ein ausgedehntes Vulkansystem befindet, darunter ist auch der 2110 Meter hohe Hvannadalshnúkur der höchste Gipfel Islands. Der Falljökull ist einer von 40 Auslassgletschern des Vatnajökull und rund 9 km lang, nach rund der Hälfte teilt sich die Gletscherzunge auf und bildet den Virkisjökull. Beide Gletscherarme umfliessen den Rauðikambur Nunatak und vereinigen sich wieder zu einem Arm, der in einem Gletschersee endet.

Anfahrt zur Gletscherzunge

Bevor die eigentliche Tour beginnt, fährt uns unser Guide Oddur mit seinem grossen Geländewagen vom Flugplatz zum Parkplatz im Gletschervorfeld, das letzte Stück des Weges ist Fahrzeuge mit sehr viel Bodenfreiheit befahrbar. Nach rund 10 Minuten Fahrt haben wir unser Ziel erreicht. Das Wetter an diesem Tag zeigt sich von seiner schönsten Seite, was auf Island nicht gerade Selbstverständlich ist.

Ausgangspunkt Falljökull
Blick auf den Falljökull

Gletschervorfeld

Vom Parkplatz aus laufen wir zu einer provisorisch errichteten Brücke, die über den Gletscherfluss führt, die Konstruktion wirkt wacklig, ist aber stabil, danach geht es auf den Gletscher, die ersten Meter geht es ohne Ausrüstung zum Startpunkt, hier treffen wir auf eine weitere Gruppe eines anderen Touranbieters. Nach einer kurzen Einweisung zum Thema Sicherheit, legen wir die Steigeisen an. Es ist ratsam, nach einigen Minuten nochmals den Sitz der Steigeisen zu kontrollieren. Wir lassen der anderen Gruppe, den vortritt und dann geht es endlich los mit unsere Gletschertour auf dem Falljökull.

Brücke am Falljökull
Gletscherfront Falljökull
Startpunkt Gletschertour

Mit gemächlicher Steigung und ins langsamen Schritt bewegen wir uns auf dem Eis vorwärts, jeder soll die Chance haben sich an das laufen mit Steigeisen zu gewöhnen. Mit den anderen Teilnehmern verstehen wir uns gut, unsere Gruppe passt bestens zusammen. Nach wenigen Metern stoppt uns unser Guide Oddur, vom Eis hebt er eine Moosball auf, die hier zu tausenden liegen und Gletschermäuse genannt werden. Sie sind eine Besonderheit, die man nicht überall findet, nur an wenigen Gletschern auf der Erde kann man die Gletschermäuse finden. Auf dem Falljökull kann man tausende dieser Moosbälle finden, wie Kolonien liegen sie am Ende der Gletscherzunge, sie sind Heimat für zahllose weitere Tiere und Insekten. Durch Untersuchung auf Gletschern in Alaska und Island stellte man fest, dass sich die Bälle gemeinsam bewegen und sogar ihre Richtung und Geschwindigkeit ändern. Weshalb bleibt bisher ein Rätsel.

Gletschermaus Falljökull Island
Gletschermaus Falljökull Island

Unterweg auf dem Eis

Das Ende der Gletscherzunge ist massiv von Schutt und Geröll bedeckt und auch Vulkanasche hat sich wie ein Schleicher über das Eis gelegt. Langsam geht es aufwärts, nur hier und da wird es etwas steiler, aber nie, dass es anstrengend wäre. Der Blick den Berghang hinauf ist atemberaubend, hier scheint der Falljökull förmlich den Hang hinabzustürzen.

Falljökull mit Schutt
Loch im Falljökull
Falljökull mit Schutt

Immer wieder legen wir Fotostopps ein damit alle genügend Zeit haben zum Fotografieren, hier zeigt sich Oddur nicht nur als guter Guide, sondern auch als gekonnter Fotograf. Je weiter wir den Gletscher hinauf laufen, desto schöner wird auch der Blick zurück ins Gletschervorfeld, wo wir nun auf einen riesigen See blicken können.

Gletschervorfeld Falljökull
Gletschertürme
Falljökull Panorama

Nach einer Stunde treffen wir auf die andere Gruppe, die sich in Schlangenlinie den Gletscher emporbewegt. Immer wieder bleiben wir kurz stehen und Oddur vermittelt uns viel Wissenswertes über den Gletscher und die Merkmale, die wir vorfinden, so die Gletscherbäche oder die teils sehr tiefen Schluchten, die es hier und da gibt.

Gletschertour Falljökull
Vulkanasche auf dem Gletschereis
Gletscherschlucht

Wasserfall aus Eis

An einer dieser Schluchten haben wir die Chance einen Blick in den Schlund zu werfen, gesichert durch eine Seil geht es bis an den Rand und dort können wir in den Abgrund hinabschauen. Ein grosser Gletscherfluss hat sich viele Meter tief ins Eis gegraben, hier möchte man nicht hineinfallen, teils bis zu 30-40 Metern geht es in die Tiefe, an manchen dieser Schluchten kann man Eisklettern.

Blick in den Gletscher
Blick in den Gletscher
Blick in den Gletscher

Eine scheinbar beliebtes Ritual auf Gletschertouren in Island ist das Trinken Gletscherwasser, dazu wird der Eispickel über einen kleinen Gletscherfluss gelegt, darauf stützt man sich in Liegestütz Position darauf und trinkt das Wasser. Die Guide meine dazu das soll ein Langes leben bescheren. Vermutlich trinkt man einfach nur etwas dreckiges Eiswasser, aber wir denken mal, dass es alle bisher überlebt haben.

Gletscherfluss
Trinken aus dem Gletscherfluss

Spaltenzone

Im westlichen Teil des Gletschers liegt die Landzunge Raudikambur, die die beiden Gletscher Falljökull und Virkisjökull trennt. Hier liegt eine grosse Spaltenzone, die mit ihren Unzähligen Längsspalten sehr beeindruckend wirkt. Hier bekommen wir auch das erste Mal Besuche von einem der beiden Raben, die am Gletscher ihr neues Zuhause gefunden haben. Oddur erzählt uns, dass die Raben durch die Touristen gefüttert werden und deshalb immer vorbeischauen, wenn wieder eine Gruppe auf dem Eis unterwegs ist.

Spaltenzone Falljökull
Rabe auf dem Gletscher
Gletscherspalten

Ab ungefähr der Hälfte der Strecke geht es nun steiler den Hang hinauf. Es ist fast so als würde man vor einer Wand aus Eis stehen, schier endlose Eistürme bauen sich vor uns auf, sie werden auch Seracs genannt und wirken selbst aus der Entfernung beeindruckend.

Seracs auf Falljökull Gletscher
Seracs auf Falljökull Gletscher
Seracs auf Falljökull Gletscher

Mittagspause auf dem Falljökull

Zur Mittagszeit nach gut zwei Stunden Wanderung machen wir auf einem Plateau eine längere Pause auf dem Falljökull, auch die beiden Raben kommen uns besuchen und bekommen etwas zum Essen. Oddur erzählt uns wieder vieles über den Gletscher und sein Leben auf Island. Dies ist ein grossen Pluspunkte der langen Gletschertour, es gibt einfach mehr Zeit man ist nicht nur am Laufen, sondern man hat die Zeit alles auf sich wirken zu lassen.

Gletschergruppe unterwegs
Blick auf den Gletscher

Nach der Mittagspause geht es auf den Rückweg. Aber auch hier bleibt immer wieder genügend Zeit zu Fotopausen und kleinen Geschichtsstunden. Das Laufen mit den Steigeisen ist recht einfach, dazu kommt das die Gletscheroberfläche sehr flach und nur von wenigen sehr schmalen Spalten durchzogen ist. Schluchten wie am Aletschgletscher oder dem Feegletscher muss man nicht durchqueren.

Stein auf dem Eis
Blick auf den Gletscher
Falljökull Panorama

Rückweg mit Aussicht

Statt der Eiswand des Falljökull haben wir nun die schier endlose Schwemmebene Skeiðarársandur vor uns im Blick. Die gesamte Ebene, die geprägt ist durch grosse Gletscherflüsse, hat eine Fläche von rund 1300 km².

Gletschersee
Schwemmebene

Wir kommen wieder an der Kolonie der Gletschermäuse vorbei und auch die Schuttbedeckung nimmt Meter für Meter zu. Nach über vier Stunden kommen wir wieder am Ausgangspunkt an. Hier legen wir unsere Ausrüstung ab und laufen wieder den Weg zurück zum Jeep. Ein letztes Mal werfen wir einen Blick auf die Gletscherfront die sich vor uns auftürmt, man kommt sich sehr winzig vor und spürt förmlich die Kraft des Eises.

Gletschermäuse und See
Gletscherfront Falljökull
Parkplatz Falljökull

Auf der Fahrt zurück zum Skaftafell Flugfeld lassen wir die Eindrücke Revue passieren, die Gletscherwanderung auf dem Falljökull war noch um einiges beeindruckender als die Tour auf dem Sólheimajökull einige Tage zuvor. Nach der Ankunft am Flugplatz reden wir mit Oddur noch einige Zeit und er gibt uns einige Tipps zur Restaurants und Zielen in der Region. Für uns geht es nun weiter nach Osten der Ringstrasse entlang zur Gletscherlagune Jökulsárlón und dem Diamond Beach. Auf dem Weg dorthin machen wir noch einen kurzen Stopp an der Strasse und blicken aus der Entfernung auf die riesige Gletscherzunge des Falljökull.

Brücke an der Ringstrasse
Gletscherzunge Falljökull

Gletscherwanderungen in Island

Es gibt auf Island noch viele weitere Wanderungen, die an oder auf Gletscher führen. Wir haben folgende Touren unternommen und können diese nur wärmsten empfehlen.

Skálafelljökull Gletscher
Eisberge Gletscherlagune Jökulsárlón
Hoffellsjökull Sonnenuntergang

Mehr Informationen auf Websites & Blogs:

Melrakki Adventure – Ein lokaler Touranbieter mit Sitz am Skaftafell Terminal wenige Meter von der Ringstrasse entfernt.

Vatnajökull Nationalpark – Offizielle Seite des Nationalpark mit allerlei Informationen und Hinweise auch in Englisch

Fazit:

Um es gleich am Anfang zu sagen, die Gletscherwanderung auf dem Falljökull war eines der Highlights auf unserer Island Reise 2021 und wir möchten dieses Erlebnis nicht missen. Sicherlich ist der Preis nicht gerade günstig bewegt, sich aber im Normalen Rahmen und man hat schliesslich nicht immer die Chance einem Gletscher so nah zu kommen. Die Tour ist für fast jedermann gut geeignet, es gibt keine schwierigen Passagen und die Höhenmeter halten sich in Grenzen, wer dennoch Sorgen hat, dass es zu viel sein könnte, soll die kurze Gletscherwanderung buchen, diese geht über 3 Stunden und die Hälfte des Weges. Egal für welche Tour man sich entscheidet, das Erlebnis bleibt unvergesslich und auch wenn das Wetter nicht mitspielen sollte, lohnt es sich auf jeden Fall.

Weitere schöne und beeindruckende Ausflüge findet ihr unter der Rubrik Wanderung so zum Beispiel die Gletschertour auf dem Aletschgletscher oder die Wanderung auf den Hrossaborg Krater.

Kennt auch ihr den Falljökull oder wisst andere schöne Orte oder Städte, dann schreibt uns doch einen Kommentar dazu.

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