Am 1. August dem Nationalfeiertag der Schweiz wollten wir hoch hinaus nicht, um den Menschenmengen zu entfliehen, sondern vielmehr dem Wetter. In der Hitzeperiode, die uns einige Wochen lang im Griff hatte, konnte man im Grunde nur entfliehen, wenn man in die Höhe ging. Also war unsere Planung für den 1. August das es in die Berge gehen sollte genau gesagt wieder ins Glarnerland. Denn schon länger wollten wir die Tour zum Muttseehütte und Limmerensee machen allerdings fühlten wir uns noch nicht fit genug für diese doch anstrengende Wanderung. Aber da wir in den letzten Monaten ordentlich geübt hatten sollte es nun losgehen. Mehr dazu nun in unserem Beitrag…
Wann, Wo, Wie – kurz und knapp
- Wann: 1. August 2018
- Wo: Region Linthal, Kanton Glarus
- Übernachtung: keine
- Budget: 15 CHF p.P. (Erwachsene) für Berg- und Talfahrt (2023), 20 CHF Verpflegung
- Highlights: Panoramablick auf die Bergwelt, Begehung des Kraftwerksstollen, wenig Menschen
- Schwierigkeit: schwierig (teils T3) Schwindelfreiheit vorausgesetzt
- Route: Parkplatz Luftseilbahn Tierfehd – Chalchtrittli – Nüschenegg – Muttenwändli – Muttseehütte – Mörtel – Limmerensee – Kraftwerksstollen – Parkplatz Tierfehd
- Kilometer: 10 km Rundwanderung
- Höhendifferenz: 800 Meter
- Zeit: 6 Stunden Laufzeit
Streckeninfo / Karte / Höhenprofil
Linthal Axpo Kraftwerk Limmern
Am Ende des Glarnerlands, wenn man die Ortschaft Linthal bereits hinter sich gelassen hat, kommt man zum Gelände des Axpo Kraftwerks Linth-Limmern. Das Wasserkraftwerk, was sich zum Grossenteils im Berg befindet, wurde 1957 erbaut. 1963 war die Bogenstaumauer fertig und damit konnte der Limmerensee aufgestaut werden. Da die Region am Limmerensee nur sehr schwer zugänglich war, wurden drei Seilbahnen zum Transport errichtet, eine dieser Seilbahnen gibt es heute noch und bringt Arbeiter und Besucher zur Staumauer. 1968 wurde das Kavernenkraftwerk Muttsee errichtet und mit dem Projekt Linthal 2015 wurde das unterirdische Pumpspeicherkraftwerk 2017 realisiert. Wer mehr über die Technik und den Bau des Stausees und des Kraftwerks wissen möchte der sollte an den Führungen teilnehmen, die regelmässig durchgeführt werden.
Unsere Wanderung startete an der Talstation der Seilbahn Tierfehd. Von hier geht es jede an Wochenenden jeder Stunde hoch zur Bergstation. Allein die Fahrt mit der Seilbahn ist bereits ein Highlight. Es geht von Anfang an steil aufwärts und man meint in einem Fahrstuhl zu sein. Die Aussicht, die man geboten bekommt, ist bereits nach wenigen Metern beeindruckend. Der Tödi mit seinem Gletscher und der Claridengipfel dominieren die Szene. Aber auch der Blick auf den Chamerstock und den Fisetengrat ist schön.
Nach rund 10 Minuten ist die Bergstation erreicht. Wobei man sollte sich keine klassische Station vorstellen wie bei anderen Bergbahnen. Die Station ist Tunnelportal und Parkplatz in einem. Es gibt kein Restaurant und alles ist für die Bauarbeiter ausgelegt, die hier ihren Dienst tun.
Anstrengender Aufstieg zum Muttsee
Hat man die Station seitlich verlassen, wird man zuerst von dem herrlichen Blick gefesselt. Das Linthal, der Fisetengrat und der Clariden präsentieren sich von ihrer besten Seite. Es gibt von der Bergstation aus nur zwei Wege. Der erste führt wieder zurück ins Tal und der zweite Weg geht aufwärts zum Muttsee und Muttseehütte.
Schon am Anfang ist der Weg schmal und eng man muss sich konzentrieren. Die ersten Minuten geht es eher gemächlich aufwärts. Ein Begleiter für die erste Zeit ist der 3614 Meter hohe Berg Tödi das Wahrzeichen und zugleich der höchste Gipfel des Glarnerlands. Mit seinem vergletscherten Gipfel ist er ein wahrer Hingucker.
Ab Chalchtrittli schlängelt sich der Weg in engen Serpentinen und mit Kettensicherung in die Höhe. Hier ist Schwindelfreiheit und volle Aufmerksamkeit gefragt, denn hier geht es viele hundert Meter abwärts.
Hat man diesen schwierigen Abschnitt geschafft, wird der Weg wieder etwas breiter und flacher. Das Nüschentali liegt nun vor einem und man kann an der Weggabelung Nüschenegg auf 2268 müM eine erste Rast einlegen.
Weiter geht der Weg durchs Nüschentali Richtung Muttenwändli. Hier geht es nochmals steil aufwärts und man muss einige Höhenmeter überwinden, aber jede Verschnaufpause am Wegesrand wird mit einer tollen Aussicht belohnt. Hat man die letzte Serpentine und die letzte Kurve gemeistert öffnet sich das Tal hin zur Muttseehütte. Nach der Anstrengung und Mühe ist der Blick auf die Muttenalp und die Muttseehütte wie eine Belohnung.
Wir gingen nicht direkt zur Hütte, sondern wichen vom Wege ab und suchten uns einen Rastplatz für unser Mittagessen, das wir uns redlich verdient hatten. Die Wahl fiel auf das Hohloch ein Plateau etwas abseits des Weges. Hier an der Klippe hat man einen fantastischen Ausblick auf den Kistenpass und das berühmte Kistenstockli. Wer mutig ist, wagt auch einen Blick nach unten, denn von hier sieht man das erste Mal einen Teil des Limmerenstausee und seine mächtige Staumauer.
Muttseehütte SAC
Nach unserem herzhaften Mittagessen ging es nun endlich unserem eigentlichen Ziel entgegen der Muttseehütte. Auf einer kleinen Erhebung errichtet ist die Hütte bereits von weiten gut sichtbar.
Im Hintergrund kann man auch bereits die neue Staumauer des Muttsees erblicken und über allem thront der Nüschenstock. Wir gingen an der Muttseehütte vorbei Richtung Staumauer, die auch schnell erreicht ist. Überall haben sich in Löchern und Senken kleinere und grössere Seen gebildet in denn sich die Umgebung spiegelt. Man weiss teils gar nicht wohin man schauen soll, da es überall etwas zu entdecken gibt.
Auf der Staumauer, die man überqueren kann, wird einem erst die Grösse der Mauer bewusst. Leider war der Muttsee zum Zeitpunkt unseres Besuches nur mit sehr wenig Wasser gefüllt und sah daher nicht so beeindruckend aus wie, wenn er ganz gefüllt wäre. Dafür war der Blick zurück zur Muttseehütte und den dahinter liegenden Bergen um so schöner.
Von der Staumauer gingen wir wieder zurück zur Muttseehütte wo wir unseren Proviant auffrischten und eine weitere kurze Rast einlegten.
Unser nächstes Ziel war der Limmerenstausee, dazu ging es von der Muttseehütte südwärts den Weg entlang. Kurz unterhalb der Hütte hat es ein grosses Kreuz und eine Holzbank stehen von hier geniesst man einen sehr schönen Blick auf den Limmerenstausee. Noch schöner und auch auf vielen Bilder bei Instagram zu sehen ist die Aussicht vom Muttenchopf, aus den wir aber nicht bestiegen haben.
Steiler Abstieg zum Limmernstausee
Hat man das Holzkreuz hinter sich gelassen, geht der Weg nun steil abwärts. Oft besteht der Weg aus kleinen Steinen, die sehr rutschig sein können, deshalb sollte man sich hier gut konzentrieren. In einigen Serpentinen schlängelt sich der Weg bergab.
Unterwegs gibt es einen künstlichen Wasserfall zu bestaunen, der sich seinen Weg zum Limmerensee sucht. Teilweise wird der Weg nun wieder besser und man kann sich wieder etwas mehr der Umgebung widmen. Gut lassen sich in den umgebenden Felswänden die tektonischen Verwerfungen erkennen.
Auf halbem Weg zum Limmerensee muss man nochmals einen kurzen Abschnitt mit Kettensicherung überwinden, was aber nicht schwierig ist. Danach geht es wieder sehr steil abwärts und auch der Weg ist mit den kleinen Steinen wieder sehr rutschig.
Hat man diesen Bereich gemeistert, liegt zur Belohnung der See direkt vor einem. Man sollte eine kurze Rast einlegen und den Blick über den Stausee schweifen lassen. Bevor man den Rest des Weges in Angriff nimmt. Es sind nur noch wenige Serpentinen und dann steht man am See selber. Auf der riesigen Freifläche, die vor einem liegt, stand früher eine Seilbahn, die hoch zur Muttseehütte fuhr und Maschinen sowie Baumaterial transportierte.
Kraftwerksstollen
Vom Limmerensee gibt es nur zwei Wege, um wieder zur Bergstation zu gelangen, der erste wäre der Weg zurück über die Muttseehütte und der zweite ist der Kraftwerksstollen. Dieser rund 3 Kilometer lange Stollen führt direkt fast Kerzen gerade zur Gondelstation. Der Tunnel wurde ursprünglich gebaut um das Arbeitsmaterial, die Baumaschinen und die Arbeiter zur Baustelle zu bringen. Dazu fuhr auch einen alte Strassenbahn aus Zürich im Tunnel, noch heute kann man die Gleise erkennen.
Alle, die zur Staumauer des Limmerensees wollen, müssen ebenfalls durch den Tunnel, da hier der Zugang zur Staumauer ist.
Wenn man das erste Mal die Staumauer betritt, begreift man erst die Ausmasse des Bauwerks auch der Blick nach unten ist respekteinflössend. Unweigerlich kommen einen die Gedanken wie so eine Mauer soviel Wasser zurückhalten kann. Und unbewusst sucht man die nach Rissen in den Steinen unter den Füssen.
Wieder im kühlen Stollen angekommen geht es nun die rund 3 km zurück zur Bergstation. Der Weg zieht sich in die Länge und man hat teils kein Zeitgefühl mehr, man läuft und läuft und es ist lange kein Ziel zu erkennen. Nach rund 30 Minuten kommen dann die ersten Baumaschinen und dann folgen mehr und mehr Fahrzeuge nun ist es nicht mehr weit bis zum Ende des Stollens.
Hat man es dann geschafft, muss man nur noch durch eine Stahltür hindurch und schon steht man wieder an der Bergstation. Nun heisst es warten bis man wieder zur Talstation schweben kann. Je nach Betrieb fährt die Gondel jede Stunde oder nach Bedarf.
Wieder im Linthal angekommen zeigen sich am Himmel die ersten dunklen Wolken und kündigen das Unwetter an. Das auch nach kurzer Zeit über uns hereinbricht. Zu unserem Glück sitzen wir aber bereits im Auto und fahren Glück und zufrieden zurück nach Hause.
Übrigens, nicht weit vom Linthtal entfernt liegt der Klausenpass, von der Passhöhe erreicht man in rund einer Stunde Wanderzeit den Griesslisee. Dieser Gletschersee mit seinen Eisschollen im Wasser erinnert fast schon an Island oder Grönland. Neugierig geworden? Mehr dazu in unserem Beitrag: Gletschersee am Klausenpass
Weitere Informationen:
Muttseehütte – Die Internetseite der Muttseehütte, wichtige Anlaufstelle, um über Sperrungen informiert zu sein.
Fazit Wanderung Muttseehütte & Limmerensee
Die Tour zu Muttseehütte und zum Limmerenstausee war ein Höhepunkt in diesem Jahr. Schon länger stand diese Tour auf unserem Wunschzettel. Und was soll man sagen, es hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Schon die Fahrt mit der Gondel hoch ist ein Vergnügen und dazu noch ein recht preisgünstiges. Die ersten zwei Stunden der Wanderung sind anstrengend, aber werden immer wieder mit herrlichem Bergpanorama belohnt. Und, wenn man es zur Muttseehütte geschafft hat, vergisst man schnell alle Anstrengungen und geniesst die schöne Atmosphäre. Ein zweiter Höhepunkt ist der Blick auf den Limmerenstausee von oben, aber auch an seinen Ufern ist er nicht minder beeindruckend. Der Abschluss ist der Stollenweg, der die Tour mit einem weiteren besonderen Highlight abschliesst. Man sollte auf der Tour genug Zeit einplanen auch im Angesicht der Fahrzeiten der Gondelbahn. Ebenfalls ist Schwindelfreiheit ein Muss auf der Wanderung zur Muttseehütte.
Weitere schöne und auch beeindruckende Ausflüge in der Region findet ihr unter der Rubrik Wanderung so unter anderem die Rundwanderung um den Pfäffikersee oder unseren Ausflug zum Furkapass und Rhonegletscher. Wer sich für Winterwanderungen begeistern kann, sollte sich unsere Tour auf dem Chäserrugg im Toggenburg anschauen.
Kennt auch ihr den Limmerensee oder die Muttseehütte oder wisst andere schöne Touren, dann schreibt uns doch einen Kommentar dazu.
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6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Wau was für ein toller Bericht. Zum Glück hast du auf die Gefahren hingewiesen. Ich bin nicht so schwindelfrei und weiss,, dass ich mich mit Deinen Bildern begnügen muss 🙁
Leider ist die Schrift weiss????
Grossartig beschrieben.
Danke!
Wir als Familie gingen auch diese Route, da ich nicht Schwindelfrei bin, hatte ich teilweise recht Angst. Ein Mann sagte mir sogar, dass seine Frau die Tour abbrach und zurück ging, durch den Stellen und und den anderen Weg rauf zur Muttseehütte.
Bei unserer Famile sah es so aus, das aus den 2 1/2 angegebene Route bis zum Muttseehütte 4 Stunden wurde. Auch dann der Abstieg mit angegebenen 1 Stunde wurde ohne Pause 2 dauraus und mussten uns dann noch durch den Stollen beeilen, damit wir noch vor 18 Uhr beim Gondeli ankommen.
Ich würde die Route als sehr schwer bezeichen, und jeder der nicht Schwindelfrei ist, davon abraten. Denn geniessen kann man dann die Aussicht eh nicht, weil sich alles dreht
Hallo Roland
Es ist Schade zu hören, dass die Tour für deine Familie so verlief. Haben nun nochmals hervorgehoben das Schwindelfreiheit ein muss auf der Tour ist. Wünschen dir und deiner Familie bei der nächsten Wanderung mehr Glück das ihr die Aussicht geniessen könnt.
Erhlich gesagt, wusste ich auch nicht genau, wie das verläuft, wenn man nicht Schwindelfrei ist. Ich und vermutlich viele andere denken, es wird dir nur Schwindlig, aber dass da noch Angst dazu kommt, dass hätte ich bis gestern nie gedacht. Noch dazu wenn man sonst nicht Ängstlich ist (Also z.B. ohne Angst mit dem Silberpfeil im Europapark fährt).
Jetzt weiss ich es und kann auch jedem diesen Rat geben, der sagt, er sei nicht Schwindelfrei.
Ich kann Roland Screta nur Recht geben. Die Tour ist sehr schwer und es hat viele ausgesetzte Stellen. Wir haben diese im August 2019 gemacht. Nochmals würde ich sie so nicht mehr machen, sondern nur noch durch den Stollen. Hier reicht ein Fehltritt und es geht runter. Klar hat es Ketten, aber zum Teil gehts im Zick Zack rauf und in der Kurve musst du rüber kommen, wie gesagt sehr ausgesetzt.
Habe schon Beschreibungen im Internet gelesen (Watson) da hat die Tour jemand als T1 bzw. T2 bezeichnet. Das finde ich sehr grob fahrlässig. Es müssen schon geübte Wanderer diese Tour in Angriff nehmen und mit Wanderschuhen bitte!