Wanderung zum Gletschersee des Skeiðarárjökull

Wanderung zum Gletschersee des Skeiðarárjökull Gletschers auf Island

Auf Island zu wandern ist, um es einfach zu sagen, ein wahrer Traum. Zum einen wären da die faszinierende Landschaft, die von Vulkanen und Gletschern vor Jahrtausenden geformt wurden. Der Kontrast zwischen dem schwarzen Lavagestein und dem grünen Moos ist eine wahre Augenpracht. Die Berggipfel wirken auf den Betrachter sanfter als die schroffen und mächtigen Gipfel der Alpen. Bei vielen Wanderungen, besonders im Südosten Islands, spielen Gletscher eine grosse Rolle. Wir möchten euch eine ganz besondere Wanderung vorstellen, die weder schwierig ist noch allzu viel Zeit beansprucht.

Einer der spannendsten Momente war, als wir das erste Mal auf der Ringstrasse 1 unterwegs waren und aus der Richtung von Reykjavik kommend in Richtung Skaftafell fuhren. Hinter dem bekannten Lómagnúpur Berg beginnt der Skeiðarársandur, eine gigantische Schwemmlandebene, die durch Gletscher gebildet werden. Die Fahrt durch diese völlig flache Ebene dauert eine Ewigkeit. Das einzige, was man sieht, ist die fast kerzengerade Strasse und die Konturen des Vatnajökullgletscher am Horizont.

Wann, Wo, Wie – kurz und knapp

  • Wann: September 2022
  • Wo: Skeiðarárjökull auf Island
  • Budget: keins
  • Highlights: Blick auf die Gletscherzunge und den See
  • Schwierigkeit: leicht T1
  • Route: Parkplatz – Gletschervorfeld – Halbinsel – Parkplatz
  • Kilometer: 5 km
  • Höhendifferenz Auf/Ab: ⇑40⇓40
  • Zeit Tour: 2-3 Stunden
  • Beste Tageszeit: gesamter Tag
  • Was machen: Wandern, fotografieren,

Fakten rundum den Skeiðarárjökull

Auf Island liegen mehrere Gletscher, einer davon ist der Vatnajökull Plateaugletscher, mit einer Grösse von rund 7698 km² (Stand 2021) ist er der grösste Gletscher Europas ausserhalb der Polarregionen. Von dieser gigantischen Eiskappe fliessen in alle Richtungen Dutzende Gletscherzungen (auch Auslassgletscher genannt) ins Flachland hinab. Eine dieser Gletscherzungen ist der Skeiðarárjökull. Mit einer Länge von gut 34 km und einer Breite von über 18 km ist er die breiteste Gletscherzunge auf Island. Durch die schiere Masse an Eis verändert der Gletscher aktiv das Gelände und die Umgebung. Gut 20 Km weiter nördlich des Skeiðarárjökull liegt die Gletscherzunge des Síðujökull. Die Zunge ist mit rund 15 km nicht ganz so breit wie der Skeiðarárjökull, dafür ist die Gletscherfront mit über 25 km geradezu gigantisch, eine weitere Besonderheit des Síðujökull ist, dass die Gletscherzunge extrem flach ist, was wiederum mit ihrer Grösse zusammenhängt.

Der Skeiðarárjökull hält nicht nur den Rekord als breitester Gletscher, sondern er ist auch immer wieder der am schnellsten abschmelzende Gletscher auf Island. Zum Beispiel 2021 verlor er an manchen Stellen seiner Zunge in 12 Monaten rund 400 Meter an Länge.

Oberhalb des Skeiðarárjökull liegt unter einer mächtigen Eisdecke der subglazialen Vulkan Grímsvötn. Er besteht aus mehreren Calderen, die ineinanderlaufen. Mit über 60 Ausbrüchen gehört der Grímsvötn zu den aktivsten Vulkanen auf Island.

Zum System des Grímsvötn gehört auch der Vulkan Gjálp, dieser war 1996 für einen gigantischen Gletscherlauf verantwortlich, bei dem die Ringstrasse beschädigt und ein Brücke zerstört wurden. Bei diesen Gletscherläufen entstehen durch den Vulkanausbruch riesige Wassermengen, die sich unterhalb des Gletschers einen Weg bahnen. Je grösser die Wassermengen sind, desto zerstörerisch können die hervorgerufenen Fluten sein.

Skeiðarárjökull

Anreise zum Skeiðarárjökull

Der Skeiðarárjökull ist eine Gletscherzunge, die sich eher bedeckt hält, trotz ihrer immensen Ausmasse ist sie in der Landschaft weit weniger präsent als die Gletscherzunge Skaftafellsjökull oder Svínafellsjökull. Wenn du einen Blick auf den Gletscher werfen möchtest, bleiben dir nur zwei Möglichkeiten, bei beiden muss man einiges an Strecke zu Fuss zurücklegen.

Variante 1:

Der Ausgangspunkt befindet sich am Besucherzentrum Skaftafell, von hier nimmt man den Wanderweg M1 bis kurz vor das Vestragil Tal, dort geht es in Südwestliche Richtung der Flanke des Skerfoll entlang zum Skeiðarárjökull, der letzte Teil des Weges ist nicht mehr markiert. Hin und zurück muss man mit rund 20 km Weg rechnen. Am besten informiert man sich im Besucherzentrum über die aktuellen Gegebenheiten.

Variante 2:

Bei der zweiten Möglichkeit fährt man auf der Ringstrasse über die Schwemmebene Skeiðarársandur, auf der Hälfte der Strecke zwischen dem Lómagnúpur Berg und Skaftafell geht eine kleine Schotterpiste in Richtung Skeiðarárjökull ab, zu erkennen am Parkplatz. Der ersten Kilometer der Piste ist einfach, danach wird es rauer und immer wieder hat es Schlaglöcher und grössere Steine, die man passieren muss. Zum Schluss muss man einen steilen Anstieg bewältigen, dann hat man den Parkplatz erreicht. Übrigens, der Wall auf dem man sich befindet, stammt ursprünglich vom Gletscher und ist die Endmoräne aus dem Jahre 1904.

Skeiðarársandur

Bevor wir uns auf den Weg über die schier endlose Ebene machen, geniessen wir den Ausblick von der Moräne aus. Zwar ist der Skeiðarárjökull die flächenmässig breiteste Gletscherzunge auf Island, doch davon bekommt man erstaunlicherweise überhaupt nichts mit, was zum einen daran liegt, dass die Zunge sehr flach im Gelände ausläuft und zum anderen, weil sie gerade am Ende sehr von Asche bedeckt ist, bildet sie keinen grossen Kontrast zur Umgebung.

Gletschervorfeld Skeiðarárjökull

Vorsichtsmassnahmen

Bevor du dich auf die Wanderung begibst, solltest du dein Handy mitnehmen und eine App mit Offlinekarte besitzen, da der Weg weder markiert noch irgendeine Spur sichtbar ist, der man folgen könnte. Besonders bei wechselhaftem Wetter, wenn die Sichtweite eingeschränkt ist, sollte man aufpassen, dass man sich nicht verläuft im Gelände.

Wanderung zum Skeiðarárjökull

Vom Moränenwall geht es steil abwärts, es empfiehlt sich bereits zum Start die Ungefähre Richtung anzupeilen, wohin man wandern möchte. Durch unsere Drohne haben wir einige Tage im Voraus das Gelände und den besten Ort bestimmt, zu dem wir laufen wollen. In Nordöstlicher Richtung laufen wir zum grossen Gletschersee.

Skeiðarárjökull

Das Gletschervorfeld wirkt grösstenteils trostlos, Steine und Sand, wohin man schaut, es ist, als würde man durch eine Wüste laufen, auf dem ersten Kilometer ist Schwarz die dominierende Farbe. Wir laufen durch ein ehemaliges Flussbett, das nun brach liegt. Hinter einer Böschung ändert sich der Charakter der Landschaft, Moos und Flechten verwandeln die Karge Umgebung in ein leuchtendes Meer aus Gelb und Grüntönen.

Gletschervorfeld

Eine Spur von anderen Menschen ist nirgends zu sehen, wir sind allein unterwegs. Wir laufen immer wieder kleine und grössere Umweg, um die empfindlichen Moosflächen nicht zu zerstören. Trotzdem versuchen wir stets die Richtung zuhalten, um zum Gletschersee zu gelangen.

Skeiðarársandur
Skeiðarársandur

Auf der Hälfte des Weges machen wir eine kurzen Halt unser Blick schweift über das Gelände in östliche Richtung, dort erblicken wir den bekannten Krisinartindar (1118 Meter) Gipfel, der ein beliebtes Wanderziel vom Skaftafellcenter aus ist. Ein Stück weiter links liegt am Ende eines langen Tals die Abbruchkante des Morsárjökull Gletschers. An dieser Abbruchkante befindet sich der höchste Wasserfall von Island, der Morsárfoss.

Morsárfoss und Morsárjökull

Mehr als die Hälfte des Weges haben wir hinter uns gebracht. Als sich auf unserem Weg teils riesige Krater auftun. Manche sind über fünfzehn Meter breit und bis zu vier tief. Man mag sich fragen, woher diese Löcher stammen, doch die Erklärung liegt im Gletscher vor uns. Die Krater entstanden beim Gletscherrückgang, damals blieben teils riesige Eisbrocken auf der Sandebene liegen, diese waren mit Schutt und Geröll bedeckt. Der Schmelzprozess zog sich so über Jahre in die Länge, die Eisbrocken sackten immer tiefer in den Sand ein, als sie dann ganz abgeschmolzen waren, blieben nur noch diese Krater übrig.

Toteiskrater Skeiðarársandur

So schnell die Krater vor uns aufgetaucht sind, verschwinden sie wieder, vor uns liegt eine Halbinsel, die wie Arme in den Gletschersee hineinreicht, die Abhänge rechts und links von uns sind extrem Steil und bis zu 30 Meter hoch. Es ist sehr gefährlich zu nah heranzugehen, da das Geröll instabil sein kann. Mit gebührendem Abstand laufen wir auf einen Hügel, der am Ende der Landspitze liegt. Hier richten wir uns für eine längere Pause ein.

Skeiðarárjökull

Vor unseren Füssen liegt der riesige Gletschersee, der mit hunderten, wenn nicht sogar von tausenden von Eisbrocken übersät ist. Wir sind recht überrascht vom Anblick, der sich uns bietet, statt eines weissen Gletschers, der im Sonnenlicht funkelt, liegt vor uns eine gigantische, fast schwarz wirkende Fläche, die als Gletscher gar nicht so richtig zu erkennen ist. Das Ganze wird noch verstärkt, dadurch das die Gletscherzunge so flach ist.

Die Halbinsel, auf der wir jetzt stehen und der See war im Jahr 2000 noch vom Gletschereis bedeckt. In den folgenden 6 Jahren gewann der See rasant an Grösse, bevor sich der Rückgang wieder verlangsamte.

Wanderung zum Gletschersee des Skeiðarárjökull

Wie so oft während unseres Island Aufenthaltes haben wir unsere Mavic Air2S Drohne am Start, die hier prädestiniert ist für einen Flug. Erst aus der Luft bekommt man einen Eindruck dieser faszinierenden Landschaft. Die Drohne schwebt über den mächtigen Eisblöcken, die wahllos im See umhertreiben, manche dieser Eisbrocken wirken durch die schwarze Färbung eher wie kleine Insel.

Eisblöcke Gletschersee Skeiðarárjökull
Eisblöcke Gletschersee Skeiðarárjökull
Eisblöcke Gletschersee Skeiðarárjökull

Strukturen im Gletschereis

Meter um Meter steigt die Drohne höher empor, die so mächtigen Eisblöcke werden immer Kleiner. Die Kamera schwenkt über die Skeiðarárjökull Gletscherzunge, erst jetzt können wir das faszinierend wirkende Muster im Gletschereis entdecken. Die schwarzen Linien auf dem Eis stammt von Vulkanasche, die sich durch Ausbrüche in der Vergangenheit auf das Eis gelegt hat. Da das Eis überall unterschiedlich schnell bewegte, entstanden im Laufe der Zeit willkürliche Muster, die heute wie ein Kunstwerk anmuten.

Skeiðarárjökull
Eisblöcke Gletschersee Skeiðarárjökull
Eisblöcke Gletschersee Skeiðarárjökull

Noch besser kann man diese Muster und Linien aus einem Flugzeug heraus beobachten, da es um einiges höher fliegt als eine Drohne. Bei unserer zweiten Island Reise kamen wir in den Genuss eines Rundfluges, wo wir auch den Skeiðarárjökull überflogen und einige tolle Bilder machen konnten.

Skeiðarárjökull Oberfläche
Skeiðarárjökull Oberfläche
Skeiðarárjökull Oberfläche

Das Eis des Skeiðarárjökull wirkt nicht nur aus grosser Höhe spannend, sondern auch von ganz nah dran. Wir steuern unsere Drohne ganz nah ans Eis heran, um auch die feinen Linien, die wie Adern wirken, zu entdecken.

Skeiðarárjökull Linien Strukturen
Skeiðarárjökull Linien Strukturen

Zwar ist die Gletscherzunge gut einen Kilometer von unserer Position entfernt, trotzdem können wir auch von hier so einige interessante Details entdecken, zum Beispiel die Sandkegel, die überall verteilt auf dem Eis liegen und mehrere Meter hoch sein können.

Wer dieses Phänomene von Nahem Betrachten möchte, sollte eine Gletschertour auf Island machen, am besten kann man die Sandkegel auf dem Sólheimajökull bestaunen.

Sandkegel Skeiðarárjökull
Sandkegel Skeiðarárjökull
Sandkegel Skeiðarárjökull

Die Kräfte des Schmelzwassers sind unbeschreiblich, im Laufe der Zeit hat sich das Wasser regelrecht durch den Schutt und Sand geschnitten. Besonders aus der Luft lassen sich wunderschöne Küstenlinien bestaunen.

Insel am Skeiðarárjökull

360° Panorama

Rückweg zur Ringstrasse

Gut zwei Stunden bestaunen wir das Naturschauspiel vor unseren Augen, doch Island ist gross und so machen wir uns auf den Rückweg. Auf demselben Weg, wie wir gekommen sind, laufen wir in Richtung Parkplatz, unterwegs treffen wir auf einen weiteren neugierigen Besucher, der in Richtung Gletschersee unterwegs ist, wir tauschen, wechseln einige Worten und dann trennen sich unsere Wege.

Rückweg vom Skeiðarárjökull

40 Minuten haben wir für den Rückweg benötigt, am Auto angekommen lassen wir zum Abschluss dieser Tour den Blick über die Region gleiten. Am Horizont erheben sich die Berg rings um den Blátindur (1186 Meter) Gipfel, um den sich die Gletscherzunge des Skeiðarárjökull windet. Mit diesen Eindrücken fahren wir zurück auf die Ringstrasse, wo Island mit den nächsten Überraschungen auf uns wartet.

Blick auf die Berge Island
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Fazit zur Wanderung zum Skeiðarárjökull

Wenn du auf der Suche nach einer einfach und kurzen Wanderung auf Island bist, dann sollte die Tour zum Skeiðarárjökull genau das Richtige für dich sein. Mit gut 5 km Wegstrecke ist die Wanderung recht überschaubar, auch was die Zeit betrifft, da dies oft ein Problem ist während einer Island Reise. Das Besondere an diesem Ort ist seine Abgeschiedenheit, nur wenige Menschen kommen an diesen riesigen Gletschersee. Ein Nachteil zu anderen Ausflügen zu Gletschern in der Region ist, dass die Zunge sehr flach im Gelände liegt, somit kann man nicht so viele Details erkennen wie am benachbarten Skaftafellsjökull.

Weitere schöne und beeindruckende Ausflüge findet ihr unter der Rubrik Wanderung so zum Beispiel die Wanderung auf den Vulkan Hekla oder die leichte Wanderung zum Skaftafellsjökull.

Kennt auch ihr den Skeiðarárjökull oder wisst andere schöne Orte oder Städte, dann schreibt uns doch einen Kommentar dazu.

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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Das ist extrem eindrücklich und spannend. Danke für diesen Ausführlichen Beitrag und die tollen Bilder. Eure Beiträge zu den Gletschern auf Island machen mir gerade Lust selbst nach Island zu reisen.

    Gruss Stefan

    Antworten

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