Unsere Winterwanderung zum Faulhorn liegt nun bereits lange Zeit zurück. Im Winter 2019 nach unserer Schneeschuhtour am Arnisee im Kanton Uri waren wir regelrecht im Wanderfieber das Wetter und die Schneeverhältnisse versprachen uns ein Traumwochenende. Nur über das Ziel bestand noch Unklarheit, doch hier konnte uns wie so oft das Internet weiterhelfen. Schnell war die Region Grindelwald als Ziel ausgemacht, da die Anfahrt aus dem Zürcher Oberland sich doch etwas zieht beschlossen wir eine Nacht in der Region zu verbringen und so die Chance zu nutzen auch am Folgenden Tag noch eine kurz aber nicht weniger schöne Winterwanderung entlang der Bahnstrecke der Mürren-Bahn zu machen alles dazu in unserem Blogbeitrag: Wanderung Grütschalp Mürren
Wann, Wo, Wie – kurz und knapp
- Wann: Februar 2019
- Wo: First bei Grindelwald
- Übernachtung: Hotel & Restaurant Alpenblick
- Budget: 32 CHF pro Person (Halbtax) für Berg- und Talfahrt Grindelwald – First
- Highlights: Bergpanorama, Eigernordwand, Winterlandschaft
- Schwierigkeit: leicht bis mittel
- Route: First Bergstation
- Kilometer: 12 km
- Höhendifferenz: 610 Meter
- Zeit Tour: 6 Stunden
Streckeninfo / Karte / Höhenprofil
Grindelwald:
Grindelwald und die umgebende Region ist für Ausländische Touristen einer der Anziehungspunkte in der Schweiz. Normalerweise ist man in anderen Region, wenn man unterwegs ist eher allein oder unter Schweizer Tagestouristen unterwegs, in Grindelwald sind die Touren oft international ausgerichtet das heisst, man wird auch hier und da in Englisch angesprochen und hat Kontakt zu Menschen aus den verschiedensten Ländern. Wie so oft bei unseren Wanderungen startet der Tag mit der Anreise zum Ausgangspunkt für uns bedeutet das rund 2 1/2 Stunden Anfahrt. In der Winterzeit ist Grindelwald meist besser besucht als im Sommer und so war es auch an diesem Wochenende, bereits an der Autobahnabfahrt hatte es Stau und Stockenden verkehr, in Grindelwald selber war die Parkplatz suche bei der First Talstation noch eine kleine Herausforderung. Als das geschafft war, konnte es endlich los gehen.
Winterwanderung First:
Von Grindelwald geht es mit der Gondelbahn über zwei Zwischenstationen auf den First in 2167 Metern Höhe. Der First ist zu jeder Jahreszeit gut besucht da man von hier ein beeindruckendes Panorama auf Wahrzeichen der Region Eiger, Mönch und Jungfrau hat. Dazu muss man nicht einmal weit laufen, sondern bekommt es sozusagen direkt vor die Füsse gelegt. Seitlich der Bergstation liegt der First Cliff Walk dieser Aussichtssteg reicht rund 45 Meter hinaus ins Freie, an seinem Ende hat es eine Gläserne Platte, durch die man freie Sicht nach unten hat. Somit hat man fast das Gefühl im freien zu stehen.
Von Cliff Walk aus begeben wir uns direkt auf den Wanderweg, der hinter dem Berghaus startet. Rote Stangen mit lila Tafel und einer Nummer darauf zeigen die jeweilige Wanderroute an. Wir folgen der Nummer 50 passieren dabei den Skilift First Oberjoch, hier herrscht bereits ein reger Andrang wobei das erst der Anfang sein sollte.
Obwohl wir nur wenige Minuten unterwegs sind müssen wir immer wieder Halt machen. Nicht etwa, weil so viele Leute unterwegs sind, sondern vielmehr, weil die Aussicht einfach so berauschend ist. Die Sonne steht über dem Schreckhorn die ersten Strahlen gleiten über die Gletscherfelder hinweg. Auch der Cliff Walk lässt sich nun bestens Überblicken, der Steg aus Stahl schlängelt sich an der Steilwand entlang und endet auf der Aussichtsplattform.
Adi´s Skibar ist unsere nächste Zwischenstation, bereits jetzt ist das Restaurant gut besucht, was wohl auch an dem tollen Panorama liegt, das man von der Terrasse aus hat. Der Weg geht eine Anhöhe hinauf ab hier wird es merklich ruhiger die Skipisten lassen wir hinter uns. Die Wege zwischen Skifahrern und Wanderern trennen sich. An diesem Vormittag sind nur vergleichsweise wenig Wanderer mit uns unterwegs.
Der frisch gespurte und bestens präparierte Winterwanderweg verläuft in einigen Kehren in Richtung Gummi-Hütte. Das laufen auf dem griffigen Schnee geht wunderbar und das sonnige Wetter mit den angenehmen Temperaturen tut das Übrige. Hier und da schauen die Holzpflöcke der Weidezäune aus dem Schnee und geben der weissen Pracht etwas Kontrast. An ausgesetzten Stellen zeichnen Starke Windböen faszinierende Muster in den Schnee.
Das Tal von Grindelwald liegt noch im Schatten aber der Blick in Richtung Faulhorn kann dafür umso mehr beeindrucken, hervorstechend tut die Flanke des Reeti und Simelihorn. Auf den Hängen am Grossenegg und Ritzengrätli an der gegenüberliegenden Seite sind bereits einige Lawinen niedergegangen die auch den Wanderweg hier und da fast erreicht haben.
Sitzbank mit Aussicht:
Direkt vor der Gummi-Hütte (2262 müM.) steht eine Sitzbank, die man nicht einfach links liegen lassen kann und sollte. Wer auf der Suche ist, nach einer kurzen Rast kombiniert mit einem umwerfenden Bergblick auf Eiger, Mönch und Jungfrau sollte sich die Zeit nehmen und diese Holzbank nutzen. Selbstverständlich lass wir uns die Chance ebenfalls nicht entgehen!
Auch wenn es schwerfällt, die Holzbank müssen wir verlassen und wandern weiter zum Bachalpsee dabei passieren wir die Weggabelung, an der sich der Winterwanderweg aufteilt, hier kann man auch die Route über Waldspitz nehmen um nach Bort oder Bussalp zu gelangen. Wir folgen weiter der Route 50 in Richtung Faulhorn.
Big Pintenfritz der Längster Schlittenweg der Welt:
Von hinten holen uns immer wieder Gruppen ein die mit Schlitten unterwegs sind und jede Senke nutzen, um ihren Schlitten zu nutzen. Sie alle sind unterwegs um Big Pintenfritz die längste Schlittenabfahrt der Welt zu meistern oder einen grossen Teil davon. Die gesamte Strecke vom Faulhorn über die Bussalp bis nach Grindelwald ist rund 11 Kilometer lang. Der Name Big Pinterfritz stammt von Fritz Bohren, er führte die „Pinte“ (Hotel Bellevue) sowie das Berghaus auf dem Faulhorn. Angeblich fuhr er gerne mal mit dem Schlitten vom Faulhorn nach Grindelwald, um dort zu feiern.
Fotospot Bachalpsee:
Wir erreichen nach rund 90 Minuten den Bachalpsee der auch Bachsee genannt wird. Der See besteht aus zwei Teilen, die durch einen Naturdamm voneinander getrennt sind. Im Sommer ist das Ufer des Bachalpsee ein Fotospot für viele Touristen besonders beliebt ist die Spiegelung der Berggipfel im See. Jetzt im Winter ist davon nichts zusehen. Wir merken erst gar nicht das wir den See erreicht haben da eine dicke Schneedecke den See bedeckt.
Erst als wir eine Schutzhütte am See erreichen merken wir das der Bachalpsee direkt vor uns liegt an der Beschaffenheit der Schneedecke lässt sich die Kontur des See gut erkennen. Wie aus dem Nichts kommt, einige hundert Meter vor uns urplötzlich eine Lawine vom Simelihorn hinab, sie scheint nicht sonderlich riesig zu sein aus der Entfernung, alle Wanderer bleiben intuitiv erst einmal stehen und warten was weiter passiert.
Der aufgewirbelte Schnee der Lawine setzt sich langsam und so wie es auf den ersten Blick scheint, ist niemanden etwas passiert. Die Lawine ist kurz vor dem Wanderweg zu stehen gekommen. Nach kurzer Zeit ist ein Helikopter der Rega unterwegs und sucht die Region um das Simelihorn ab.
Kurze Zeit später erreichen auch wir die Gegend wo die Lawine heruntergekommen war und erkennen am Berghang wo der Helikopter kreist eine Person im Schnee, scheinbar war ein Skifahrer unterwegs und löste vermutlich die Lawine aus. Wir konnten die Bergung miterleben und scheinbar hat die Person Glück im Unglück und konnte Leben gerettet werden. Nach der Rettungsaktion setzten wir unsere Wanderung zum Faulhorn fort.
Etwas oberhalb des Ufers verläuft der Winterwanderweg immer leicht aufwärts gehend dem Bachalpsee entlang. Nach Passieren der Burgihütte geht es steil in kleinen und grossen kehren aufwärts zur Verzweigung Gassenboden.
Gegen Mittag erreichen wir Gassenboden auf 2553 Metern, vom Wegweiser ist nur der oberste Teil zusehen. Hier muss man sich entscheiden, wohin man möchte, aufwärts geht es weiter zum Faulhorn, abwärts geht es den längsten Schlittenweg hinab zur Bussalp und weiter nach Grindelwald zurück. Ein grosser Teil der Leute nimmt die Schlittenabfahrt nach Grindelwald nur wenige gehen weiter zum Faulhorn hinauf.
Ohne gross Pause zu machen, gehen auch wir den Weg aufwärts und ahnen noch nicht was auf uns zu kommen soll. Anfangs stellt der Weg, der bis jetzt sehr gut präpariert ist noch keine Probleme dar, doch kurz vor dem Ziel, müssen wir den letzten steilen Hang hinauf doch das Problem ist nicht allein die Steigung, sondern die Schneequalität da es Mittagszeit ist steht die Sonne recht hoch und verwandelt den Schnee in eine rutschige Masse die kaum halt bietet, so ist das vorwärtskommen, extrem mühsam.
Faulhorn:
Wir lassen uns Zeit und Schritt für Schritt kommen wir dem Ziel näher, nach guten 3 Stunden nach unserem Start an der Bergstation First haben wir das Faulhorn auf 2680 Metern über Meer erreicht. Erschöpft vom letzten Stück aber über Glücklich legen wir an einer Sitzbank vor dem Berghaus eine verdiente Rast ein.
Für unsere Mühe werden wir belohnt mit einer unglaublichen Fernsicht auf unzählige Berggipfel. Das zum Teil verschneite Berghaus Faulhorn ist im Winter geschlossen, auf der Anhöhe hinter dem Haus liegt das eigentliche Gipfelplateau. Von hier, haben wir, einen 360 Grad Rundblick, der fast kein Ende kennt. Nur einige Schleierwolken geben dem blauen Himmel etwas Kontrast und Zeichnung.
Blick man Richtung Eiger erkennt man einen Teil der Jungfraubahn die von Grindelwald zur kleinen Scheidegg führt. Besonders beeindruckend wirkt das Schreckhorn (4078 Meter) in diesem Bergpanorama seine Spitze Form mit den Gletschern ringsherum erinnert entfernt an das berühmte Matterhorn in Zermatt. Rechts dahinter liegt das Finsteraarhorn das mit 4274 Metern der höchste Gipfel der Berner Alpen ist, es macht seinen Namen alle Ehre macht, ganz in Schwarz gehüllt wirkt es fast etwas angst einflössend.
Wer genau Sucht wird sogar die Bergstation des Schilthorns erkennen die auch als Piz Gloria aus dem James-Bond-Film «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» bekannt ist. Mehr zum Schilthorn könnt ihr in unserem passenden Blogbeitrag: Ausflug auf das Schilthorn lesen. Weiter rechts erkennt man den Niesen, der wie eine Pyramide aus der Masse an Bergen hervorsticht. Lässt man den Blick in Richtung Norden schweifen erblickt man die Emmentaler Alpen mit dem Niederhorn oder dem Brienzer Rothorn und selbst einen Teil des Brienzersee kann man sehen. Nordöstlich am Horizont lässt sich die Rigi und Pilatus erspähen.
Rückweg:
Eine Stunde verbringen wir auf dem Faulhorn und können uns nur schwerlich von der Aussicht losreissen. Doch wir müssen uns auf den Rückweg machen.
Wir werfen einen letzten Blick auf das Alpenpanorama um Eiger, Mönch und Jungfrau und machen uns langsam und vorsichtig auf den abstieg. Wie an einer Kette versuchen Wanderer und Skitourengänger auf das Faulhorn zu kommen und alle haben das gleich Probleme wie wir zuvor. Durch die fast Frühlingshaften Temperaturen hat sich der Schnee in eine wenig halt bietende Masse verwandelt. Ohne Stöcke bleiben nur die Hände um halt zu finden, ohne Stürze schaffen wir den steilen abstieg unbeschadet und laufen zurück in Richtung Gassenboden und weiter zum Bachalpsee.
Der Weg bleibt derselbe nur haben wir jetzt stets Blickkontakt mit den drei markanten Gipfel Wetterhorn, Schreckhorn und Finsteraarhorn. Besonders reizvoll ist die Szenerie beim Abstieg von Gassenboden zum Bachalpsee. Die weisse Landschaft mit den 4000er im Hintergrund weiss zu begeistern.
Am Bachalpsee sind nicht nur Wanderer unterwegs, sondern auch ein Fuchs, er ist vermutlich wenig an der schönen Landschaft interessiert, sondern nutzt die Zeit auf der Suche nach Beute.
Wir passieren die Schutzhütte am See und danach sind wir recht flott unterwegs, nach rund einer Stunde kommt die Bergstation First in Sicht und auch der Lärm der Skipiste nimmt uns in Empfang.
Wir nehmen abschied von dem tollen Ausblick und fahren wieder hinab nach Grindelwald.
Hotel Alpenblick:
Am späten Nachmittag haben wir es geschafft und kommen wieder an der Talstation der Firstbahn an. Von Grindelwald geht es durch das Lütschental zurück nach Wilderswil bei Interlaken in diesem kleinen beschaulichen Ort haben wir uns im Hotel & Restaurant Alpenblick einquartiert. Das Gut bürgerliche Hotel das über ein Restaurant verfügt das 16 Punkte Gault Millau und 1 Stern Michelin hat ist genau der richtige Ort nach dieser Tour. Unser Zimmer ist schlicht und einfach kann aber mit Flair überzeugen. Das Essen im Restaurant ist gelinde gesagt umwerfend gut.
Winterwanderung Mürren:
Am zweiten Tag in der Region wollten wir vor unserer Heimreise das prächtige Wetter nochmals auskosten und fuhren von Wilderswil ins Lauterbrunnen. Weiter ging es mit der Bergbahn auf die Grütschalp wo unsere Winterwanderung nach Mürren und zurück startete. Die Wanderung ist ausgesprochen angenehm und verlangt einem keine grossen Anstrengungen ab ist, geht fast nur geradeaus und Höhenunterschiede sind gering. Dafür ist der Panoramablick umso schöner. Eine genaue Beschreibung unserer Tour und alles weitere in unserem Blogbeitrag: Winterwanderung Grütschalp-Mürren
Fazit:
Die Winterwanderung auf das Faulhorn ist sicherlich ein unvergessliches Erlebnis. Allein schon das Gipfelpanorama ist die Anstrengung wert und die weisse Winterlandschaft trägt ihren Teil bei. Die Wanderung lässt sich auch sehr gut mit der Schlittenabfahrt kombinieren so kann man bis zum Faulhorn wandern und dann von dort über die Bussalp zurück nach Grindelwald mit dem Schlitten fahren. Es gibt zwei etwas steilere Abschnitte die aber auch für die weniger fitten kein Problem darstellen sollten.
Weitere schöne und beeindruckende Ausflüge findet ihr unter der Rubrik Wanderung so zum Beispiel die Winterwanderung auf dem Chäserrugg oder wie wäre es mit der Schneeschuhwanderung auf der Fürenalp.
Kennt auch ihr die Wanderung auf das Faulhorn bei Grindelwald oder wisst andere schöne Touren, dann schreibt uns doch einen Kommentar dazu.
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