Während unserer fünftägigen Tour durch den Süden von Tschechien haben wir viele interessante Orte besucht so zum Beispiel die mittelalterliche Stadt Český Krumlov oder das kleine Dorf Holašovice. In diesem Beitrag möchten wir vier besonders schöne Orte näher beleuchten und vorstellen. Der Anfang macht das Schlossruine Rudolec in Český Rudolec gefolgt von Geburtsort des Zuckerwürfels, der Burg Landstein und zuletzt zwei Bunker Museen. Mehr Beiträge zu unserer Tschechien Reise findet ihr in den Beiträgen: Eiserne Vorhang von Cizov wir hoffen euch begeistern zu können für dieses wunderschöne Land.
Schloss Český Rudolec:
Auf dem Weg nach Vranov nad Dyji unser zweiten Station unserer Tschechien Reise kamen wir nach Český Rudolec hier stiessen wir auf ein ganz besondere Sehenswürdigkeit. Direkt an der Strasse liegt die Schlossruine Rudolec.
Das heutige Schloss und die Ortschaft Rudolec wurden erstmals in der Mitte des 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Im Besitz der Markgrafen von Mähren gehörte das Schloss zur Herrschaft Rudolec. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Ortschaft mehrfach verwüstet. Im Jahre 1673 erwarb Margarethe Gräfin von Trautensohn-Falkenstein die Herrschaft über den Ort. Das Schloss wurde während ihrer Regentschaft zu einem Renaissanceschloss ausgebaut und erweitert. Auf Gräfin Margarethe folgte Maria Theresia von Trautensohn-Falkenstein unter ihrer erlebte Böhmisch Rudolec eine Blütezeit es wurde eine Mühle, eine Brauerei und eine Sägemühle errichtet. 1815 wurde die russische Fürstenfamilie Rasumowski Besitzer der Ortschaft und des Schlosses, sie errichteten den Schlossturm mit Uhr und einen englischen Park.
Bei einem Brand 1860 wurde das Schloss schwer beschädigt. Danach wurde es im neugotischen Tudorstil wieder aufgebaut. Es erhielt dadurch eine grosse Ähnlichkeit zum böhmischen Schloss Hluboká nad Vltavou nördlich von Budweiss. Seitdem hat das Schloss den Beinamen kleines Hluboká bzw. Mährisches Hluboká.
Seit 2009 ist die Gesellschaft Malá Hluboká Besitzer des Schlosses und der umliegenden Objekte. Die Gesellschaft hat mit der schrittweisen Instandsetzung des Schlosses begonnen. 2014 wurde der Turm rekonstruiert. Heute kann das Schloss im Juli und August täglich von 8:00 bis 16:00 Uhr besichtigt werden, der Eintritt ist frei. Die ehemalige Brauerei hat nach 118 Jahren ihre alte Brautradition wieder in dem ehemaligen Wirtschaftsgebäude aufgenommen. Ebenfalls wurde das Gebäude des Verwalters wieder aufgebaut und dient heute als Informationszentrum.
Dačice Geburtsort des Zuckerwürfels:
Nach unserem Besuch der Schlossruine Rudolec ging es einige Kilometer weiter westlich in die Stadt Dačice. Im Süden von Tschechien gelgen ist die Stadt Touristisch eher unbedeutend nur wenige Besucher verirren sich in diese Kleinstadt in Mähren mit ihren rund 7700 Einwohnern. Dabei hat die Stadt etwas ganz besonderes zu bieten, 1943 wurde hier der Würfelzucker erfunden. Jacob Christoph Rad der 1799 in Rheinfelden geboren wurde, kam über die guten Beziehungen seiner Frau 1840 nach Datschitz (dem heutigen Dačice) und wurde mit der Leitung der dortigen Zuckerfabrik betraut.
Zucker wurde zur damaligen Zeit in Form von Hutzucker hergestellt und verkauft. Dies waren grosse Stücke Kristallzucker in Kegelform, die steinhart waren. So ein Zuckerhut hatte eine grösse von bis zu 1,5 Metern Höhe und war sehr teuer. Im Haushalt wurde mithilfe von Zuckerschabern, Zuckerhammer und Zuckerzangen die benötigte Menge herausgebrochen was immer wieder zu Verletzungen führte. So soll sich auch die Ehefrau Juliane Rad bei dem Herauslösen von Zucker verletzt haben darauf ging Jacob Christoph Rad daran einen Alternative zu finden. Aus Blechstreifen schuf er ein Schale, in der er den zerkleinerten Zucker anfeuchtete und in die Schale presste. Nachdem der Zucker getrocknet war und aus der Schale genommen wurde, hatte man Würfelzucker. Am 23. Januar 1843 wurde Rad auf fünf Jahre das Patentrecht für seine Würfelzucker erteilt. 1846 ging Rad mit seiner Familie nach Wien, wo er als Sekretär der Handelskammer arbeitete. 1848 verlängerte er nochmals sein Patent für die Würfelzuckerpresse um fünf Jahre, bevor er dann das Interesse und sein Privilegien verlor. 1871 verstarb Rad in Wien seine Name geriet in Vergessenheit, seine Erfindung allerdings nicht seit 1983 steht im heutigen Dačice ein Würfelzucker-Denkmal.
Das Zuckerwürfel-Denkmal liegt an der Hauptdurchgangsstrasse nicht weit vom Zentralen Platz der Stadt entfernt. Nur wenige Meter entfernt neben dem Schloss Dačice gibt es einen grossen Parkplatz. Man bemerkt es fast nicht, wenn man daran vorbeifährt, so unauffällig steht das Denkmal neben der Kirche von Dačice. Auf Marmorplatten in der Erde steht in verschiedenen Sprachen „Der erste Würfelzucker der Welt, hergestellt 1843 in Dačice.“ Im Hintergrund beschreiben einige Informationstafeln die geschichtlichen Eckpunkte.
Hrad Landštejn (Burg Landstein):
Majestätisch thront die Burg Landstein über die hiesigen Wälder von Südböhmen. Ihre Anfänge gehen auf das frühe 13. Jahrhundert zurück, sie sollte die damals unruhige Region von Böhmen und Österreich überwachen. Vermutlich gab der böhmische König Ottokar I. Přemysl die Burg in Auftrag um die nahe Grenze und die Handelswege die in der Region verliefen zu schützen. Ende des 13. Jahrhunderts Anfang des 14. Jahrhunderts erwarb die Familie Landstein die Burg und die Ländereien.
Der bedeutendste Besitzer war Wilhelm von Landstein, der die Burg 1315 bekam. Nach einem Konflikt über den Verlauf von Handelswegen unterhalb der Burg wurde Wilhelm bei einem Zweikampf mit seinem Kontrahenten tödlich verletzt und starb auf der Burg Landstein. 1381 nach dem Tod des letzten Landsteins fiel die Burg an König Wenzel IV er überliess die Burg dem Geschlecht Kraiger von Kraigk. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Burg Landstein im Stil der Renaissance umgebaut und die Burgbefestigung wurde erneuert.
In den nächsten Jahrhunderten wechselte die Burg mehrfach den Besitzer, auch wurde sie mehrfach belagert und auch erobert. 1771 zerstörte ein Feuer, das durch einen Blitz ausgelöst wurde die bewohnten Teile der Burg Landstein. Danach dienten die Gemäuer aus Baumaterial für die umliegenden Dörfer. 1945 wurden die letzte Besitzer Familie Sternbach enteignet und ihr Besitz ging an den Staat über. Der gross Teil der Anlage ist zerstört nur zwei Türme und die Kapelle sind erhalten. Seit 1990 ist die Burg öffentlich Zugänglich und zählt zu den best erhaltenden Burgruinen auf dem Gebiet der Tschechischen Republik.
Von den beiden Türmen aus hat man einen sehr schönen Ausblick auf den nahen Stausee und die umliegende Region.
Für die Besichtigung der Burgruine sollte man sich rund zwei Stunden Zeit lassen. Am Eingangsbereich gibt es ein kleines Museum, in dem Fundstück aus der Geschichte der Burg ausgestellt sind. Vor der Burg hat es einen grossen Parkplatz (40 Kronen), der Eintritt beträgt 90 Kronen für Erwachsene. Die Öffnungszeiten sind im Sommer von 9:00 bis 16:30 Uhr und im Frühling und Herbst von 9:00 bis 15:30 Uhr.
Viele weitere Informationen zur Burg Landstein gibt es auf der folgenden Internetseite: www.hrad-landstejn.cz
Bunker im Wald:
Wer durch Tschechien fährt entlang der Grenzen zu Deutschland und Österreich wird immer wieder auf ehemalige Bunker und Befestigungsanlagen stossen. Auch wir kamen an zwei dieser Bunker vorbei. Erbaut wurden sie ab 1934 bis 1938 und dienten zum Schutz gegen das damalige Deutsche Reich und Österreich. Geplant waren rund 16.000 leichte und 1.300 schwere Befestigungsbauten, gebaut wurden aber nur 9.500 beziehungsweise 229 Anlagen. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei 1939 wurden die Arbeiten eingestellt und die Anlagen zum Teil zerstört. Einige der Bunker wurden von restauriert und können heute als Museum besucht werden so auch die Anlage bei Ortschaft Vranov nad Dyji unweit des Schlosses. Hier kann ein Bunker besichtigt werden die Öffnungszeiten sind Samstags von 10:00 bis 17:00 Uhr und Sonntags von 10:00 bis 15:00 Uhr leider war bei unserem Besuch der Bunker geschlossen. Einen zweiten Bunker haben wir in der Umgebung der Burg Landstein besucht auch diese Anlage dient als Museum. Was wir erst im Nachhinein im Internet gefunden haben ist, das in der Umgebung der beiden Bunker noch viele andere Befestigungsanlagen stehen, die wir aber nicht gesehen haben. Auch bei der Fahrt der Grenze zu Österreich haben wir immer mal wieder Bunker am Strassenrand entdeckt. Wer sich für dieses Geschichtskapitels interessiert wird diese Relikte aus der Vergangenheit sicher interessant finden.
Mehr Informationen zur Bunkeranlage bei Vranov nad Dyji und der Anlage bei der Burg Landstein gibt es auf den Internetseiten Museum Vranov und Museum Landstein. Beides in tschechischer Sprache.
Fazit:
Auf unsere Reise durch Tschechien haben wir viele Schlösser und Burgen besucht und dies waren wenige von vielen weiteren, wer sich dafür begeistern kann, wird in Tschechien seine grosse Freude finden. Aber auch die mittelalterlichen Städte und Ortschaften oder die geschichtsträchtigen Orte haben ihren ganz eigenen Reiz. Für uns war die Schlossruine Rudolec besonders reizvoll, da wir so etwas noch nie zuvor gesehen haben und aber auch die versteckten Bunkeranlagen in den Wäldern zu Österreich sind ein Paradies für Geschichtsliebhaber. Ein besonderes Highlight war der Ort Dacice dem Geburtsort des Zuckerwürfels, eher durch Zufall stiessen wir auf diese kleine Note in der Geschichte, die wir wohl sonst nie besucht hätten. Für uns steht fest, dass wir wieder nach Tschechien zurückkehren.
Kennt auch ihr Tschechien oder wisst andere schöne Orte oder Städte, dann schreibt uns doch einen Kommentar dazu.
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